Poliomyelitis (fachsprachlich); entzündliche Erkrankung des Rückenmarks; Heine-Medin-Krankheit; Polio
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Kin|der|läh|mung ['kɪndɐlɛ:mʊŋ], die; -:Infektionskrankheit, die besonders Kinder befällt und schwere Lähmungen hervorrufen kann:
sie ließ sich gegen Kinderlähmung impfen.
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Kịn|der|läh|mung 〈f. 20; unz.; Med.〉 spinale \Kinderlähmung lebensgefährliche, durch Viren verursachte Infektionskrankheit, die auch Erwachsene befallen u. schwere Lähmungen verursachen kann; Sy Poliomyelitis, Polio
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Kịn|der|läh|mung, die (Med.):
Infektionskrankheit, die bes. Kinder befällt u. schwere Lähmungen verursachen kann:
die Schutzimpfung gegen [spinale] K.
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Kinderlähmung,
1) spinale K.Kinderlähmung, Heine-Medin-Krankheit, Poliomyelitis anterior acuta, Kurzbezeichnung Polio, meldepflichtige, akute, stark ansteckende Infektionskrankheit, die sporadisch oder epidemisch in gemäßigtem Klima v. a. im Spätsommer oder Herbst auftritt (in tropischen Gebieten hingegen das ganze Jahr über) und besonders Kleinkinder und Schulkinder befällt. Erreger sind die zu den Enteroviren gehörenden Polioviren, meist vom Typ I, die zu einer entzündlichen Erkrankung des Zentralnervensystems, v. a. des Rückenmarks im Gebiet des Ursprungs der motorischen Nerven (graue Substanz der Vorderhörner), des verlängerten Marks und des Gehirns, führen können. Die Übertragung vollzieht sich durch Tröpfchen-, wegen der Ausscheidung der Erreger über den Stuhl meist aber durch Schmierinfektion, auch durch Aufnahme in Wasser; die Inkubationszeit beträgt in der Regel 7-14 Tage (in Ausnahmefällen bis zu 5 Wochen).
Die Kinderlähmung tritt überwiegend als stumme, »inapparente« Infektion oder »abortiv« mit den Symptomen eines leichten grippalen Infekts auf, wovon die meisten Menschen bis zum Erwachsenenalter betroffen werden. Hierbei besteht bereits die Gefahr einer Ansteckung, und es entsteht, ebenso wie beim vollen Krankheitsausbruch, eine lebenslängliche Immunität. In 0,5-1 % der Fälle kommt es bei fehlendem Impfschutz zu Nervenschädigungen mit Lähmungen.
Der Verlauf der Kinderlähmung ist zunächst durch uncharakteristische Allgemeinerscheinungen wie Fieber, Halsschmerzen, starkes Schwitzen, katarrhalische Erscheinungen, auch leichten Durchfall und Erbrechen gekennzeichnet. Während dieses »Initialstadiums« verbreiten sich die Erreger vom Darm aus über den Blutweg. Nach etwa zwei Tagen geht das Fieber zurück (Latenzstadium); nach einigen weiteren Tagen tritt ein erneuter Anstieg ein (»Dromedarfiebertyp«) mit Symptomen einer Virusmeningitis (Nackensteife, Kopfschmerzen, auch Muskelschwäche, Reflexstörungen). In seltenen Fällen kann dieses präparalytische Stadium während des Fiebergipfels in das paralytische Stadium mit schlaffen Lähmungen der Beine, Arme, Reflex-, aber keinen Empfindungsstörungen übergehen. Bei schweren Formen treten rasch sich ausbreitende, lebensbedrohliche Lähmungen von Zwerchfell- und Atemmuskulatur, auch des Atemzentrums im verlängerten Mark (Landry-Paralyse) oder der Hirnnerven (bulbopontine Form) mit zentraler Atemlähmung, Schlucklähmung und Kreislauffehlregulation auf. Bei Epidemien beträgt die Sterblichkeit 10-20 %, bei Erwachsenen liegt sie höher als bei Kindern. Im anschließenden Reparationsstadium bilden sich die Lähmungen unterschiedlich zurück; meist bleiben Dauerschäden in Form von Degeneration und Atrophie betroffener Muskeln, Wachstumshemmungen der Knochen, Kontrakturen und Gelenkfehlstellungen, deren Ausmaß erst nach 1-2 Jahren erkennbar ist.
Die Maßnahmen zur Behandlung beschränken sich auf eine drei- bis vierwöchige strenge Bettruhe, meist mit Isolierung; bei Atemlähmungen ist eine Intensivpflege mit künstlicher Beatmung erforderlich. Nach Abklingen der akuten Erscheinungen werden die Lähmungen mit physioterapeutischen Maßnahmen (Elektro- und Bewegungstherapie, Massagen) behandelt; frühestens nach zwei Jahren ist eine weitere Rehabilitation durch operative Eingriffe (z. B. Muskelverpflanzungen), gegebenenfalls auch durch orthopädische Apparate möglich. Der Vorbeugung, der wesentliche Bedeutung zukommt, dient die Schutzimpfung, früher in Form der Schluckimpfung mit abgeschwächten Erregern (Sabin-Impfung), inzwischen durch Injektion (Salk-Impfung, Impfkalender). Die Eliminierung derKinderlähmung ist erklärtes Ziel nationaler und internationaler Gesundheitspolitik. In Europa wurde dieses Ziel bereits im Juni 2002 erreicht. Stark verbreitet ist sie noch in tropischen Ländern, weshalb bei entsprechenden Reisen auch für Erwachsene über 40 Jahre eine Impfung empfohlen wird.
2) zerebrale K.Kinderlähmung, Cerebralparese, infantile Zerebralparese, Bezeichnung für die Folgen eines kindlichen Hirnschadens, z. B. durch Fehlbildungen, Infektionskrankheiten, Sauerstoffmangelzustände (Asphyxie), Gehirnblutungen oder Neugeborenengelbsucht (Kernikterus).
Krankheitszeichen sind unvollständige oder vollständige (spastische) Lähmungen, die halbseitig (Hemiplegie) oder doppelseitig (Diplegie), als Little-Krankheit, auch in Form einer Störung gezielter Bewegungen (Athetose) oder der Muskelkoordination (Ataxie) auftreten. Bei starker Beeinträchtigung der Großhirnrinde sind auch Persönlichkeitsstörungen, Intelligenzminderungen und epilepsieähnliche Anfälle vorhanden (Mehrfachbehinderung).
Eine ursächliche Behandlung ist nicht möglich.
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Lähmungen und Aphasie
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Kịn|der|läh|mung, die: sehr gefährliche Infektionskrankheit, die bes. Kinder befällt u. schwere Lähmungen verursachen kann: eine Schutzimpfung gegen die [spinale] K. durchführen.
Universal-Lexikon. 2012.