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Kleine Entente
Kleine Entente
 
[-ã'tãt], politisches und militärisches Bündnissystem zwischen der Tschechoslowakei und dem späteren Jugoslawien (14. 8. 1920 sowie Rumänien (23. 4. 1921, ergänzt durch den Bündnisvertrag zwischen Rumänien und Jugoslawien (7. 6. 1921, mit dem Ziel, den durch die Pariser Vorortverträge 1919/20 im Donauraum geschaffenen Status quo zu sichern. Auf Betreiben des tschechoslowakischen Außenministers E. Beneš abgeschlossen, sollten die bilateralen Defensivverträge der drei Länder vornehmlich die ungarischen, aber auch die bulgarischen und italienischen Revisionsforderungen abwehren, eine Restauration der Habsburger verhindern sowie die militärische und wirtschaftliche Kooperation vertiefen. Frankreich betrachtete aufgrund seines Bündnisvertrages mit der Tschechoslowakei (25. 1. 1924 die Kleine Entente als einen wesentlichen Teil seiner Sicherheitspolitik in Europa. Da die Einbeziehung Polens in das Bündnissystem nicht gelang, erreichte es nicht die angestrebte Bedeutung. Zwar gaben sich die Staaten der Kleinen Entente angesichts der wachsenden deutschen und italienischen Gefahr am 16. 2. 1933 im »Organisationspakt« ein neues Organisationsstatut, aber bereits am 17. 3. 1934 schloss Italien mit Österreich und Ungarn einen gegen die Kleine Entente gerichteten Konsultativpakt (Römische Protokolle); Jugoslawien und Rumänien vereinigten sich mit Griechenland und der Türkei im Balkanpakt vom 9. 2. 1934. Die Erweiterung des französisch-sowjetischen Beistandspaktes auf die Tschechoslowakei (16. 5. 1935 höhlte die Kleine Entente weiter aus, deren Mitglieder zunehmend mit den Forderungen ihrer nationalen Minderheiten konfrontiert wurden. Unter der sich ändernden Mächtekonstellation zerbrach die Kleine Entente, ebenso wie das kollektive Sicherheitssystem des Völkerbundes, im September 1938 bei Hitlers Zerschlagung der Tschechoslowakei (»Sudetenkrise«; Münchener Abkommen).
 
Literatur:
 
P. Kiszling: Die militär. Vereinbarungen der K. E. 1929-1937 (1959);
 G. Reichert: Das Scheitern der K. E. (1971);
 A. A. Jaz'kova: Malaja Antanta v evropejskoj politike (Moskau 1974).

Universal-Lexikon. 2012.