Kịpper-und-Wịpper-Zeit,
erste große deutsche Inflation in den Jahren 1618-1622/23 (1. Kipper-und-Wipper-Zeit). Anzeichen des inneren Wertverlustes bei Kleinmünzen zeigten sich schon im ausgehenden 16. Jahrhundert Die Ursache dafür lag in der Reichsmünzordnung. In ihr wurde für das Kleingeld ein zu hoher Feingehalt an Silber vorgeschrieben, sodass die gegenüber den »groben Sorten« (Taler und dessen Teilstücke) weit höheren Prägekosten die Produktion von ordnungsgemäßem Kleingeld zu einem Verlustgeschäft werden ließen. Die Folge war ein empfindlicher Mangel an Scheidemünzen. Daraufhin setzten sich kleinere Münzherren über die Vorschriften hinweg und ließen in großen Mengen unterwertiges Kleingeld in Heckenmünzen prägen. Das notwendige Silber gewannen sie durch das Einschmelzen vollwertiger Münzen.
Bei Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges stieg der Geldbedarf für Rüstungen und Soldzahlungen gewaltig an. Nun begannen auch die großen Münzstände im Reich bis hin zum Kaiser mit der Prägung unterwertigen Geldes. 1621/22 sank der Silbergehalt der Münzen drastisch ab, sodass selbst größere Nominale fast nur noch aus Kupfer bestanden. Energische Schritte gegen die Münzverschlechterung wurden erst unternommen, als auch in die landesherrlichen Kassen nur noch das schlechte Geld in Form von Steuern und Abgaben einlief. Nun wurden die Heckenmünzen geschlossen oder zerstört und das Kippergeld nach seinem inneren Wert mit großen Verlusten für die Besitzer eingewechselt.
Als 2. Kipper-und-Wipper-Zeit bezeichnet man den Zeitraum etwa zwischen 1675 und etwa 1695. Sie begann damit, dass der Kaiser zur Finanzierung der Türkenkriege eine bewusste Verschlechterung der Kaisergroschen, 6- und 15-Kreuzer-Stücke anordnete und diesem Beispiel dann andere Münzstände folgten. Die charakteristischen Münzen der K.-undW.-Z. waren die Zweidritteltaler, die zum Teil weit unterwertig ausgebracht wurden.
Universal-Lexikon. 2012.