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Hitlerputsch
I
Hitlerputsch
 
1923 war die junge deutsche Republik schwersten Belastungsproben ausgesetzt, in denen ihre Existenz und der Zusammenhalt ihrer Länder auf dem Spiel standen. Im Zusammenhang mit der Ruhrbesetzung durch französische Truppen machten im Rheinland separatistische Gruppen von sich reden, die, von der Besatzungsmacht unterstützt, eine autonome Rheinische Republik proklamierten (in Aachen, im Oktober 1923), die sich unter französisches Protektorat stellte. Da ihnen jedoch die Bevölkerung weitgehend die Unterstützung verweigerte, scheiterten sie und wurden auch von der Besatzungsmacht fallen gelassen.
 
In Sachsen und Thüringen bereitete die Kommunistische Partei (KPD) mit der Aufstellung von »proletarischen Hundertschaften« eine revolutionäre Erhebung vor, zu der sie Unterstützung aus Moskau erhielt. Mit der Verhängung des Ausnahmezustandes und der Entsendung von Reichswehreinheiten reagierte die Regierung in Berlin und zwang die KPD zum Rückzug, die erkennen musste, ihren Einfluss auf die Arbeiterschaft überschätzt zu haben.
 
Eine größere Gefährdung ging von Bayern aus. Es stand seit 1921 unter konservativen Landesregierungen, die offen gegen die Reichsregierung im »roten Berlin« opponierten. In diesem Klima konnten sich zahlreiche extrem rechts eingestellte »vaterländische Verbände« mit paramilitärischem Zuschnitt entwickeln. Unter diesen Gruppen hatte sich zunehmend die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) mit ihren »Sturmabteilungen« (SA) in der Öffentlichkeit mit Massenversammlungen und Aufmärschen hervorgetan. Die NSDAP war 1919 in München als »Deutsche Arbeiterpartei« gegründet worden. Ihr Vorsitzender und Hauptredner war der aus Österreich stammende Weltkriegsgefreite Adolf Hitler (1889-1945).
 
Nach dem Ende der Räterepublik ging die Landesregierung unter von Kahr zunehmend auf Konfrontationskurs zur Reichsregierung. Eine von der Landesregierung am 8. November 1923 im Münchener Bürgerbräu-Keller einberufene Versammlung nutzten Hitler und Ludendorff, indem sie gewaltsam das Podium besetzten und die Landesregierung zwangen, die Absetzung der Reichsregierung zu verkünden und eine provisorische Regierung, der auch Hitler und Ludendorff angehören sollten, auszurufen.
 
Am Morgen des 9. November formierten sich SA-Sturmtrupps und andere rechtsextreme Verbände zu einem Marsch durch München. Bayerische Polizei stoppte den Zug an der Feldherrnhalle und trieb die Menge auseinander. Hitler floh und tauchte zunächst unter, Ludendorff ließ sich gefangen nehmen. Damit war die »nationale Revolution« zusammengebrochen. Die von den Deutschnationalen und der Bayerischen Volkspartei getragene bayerische Landesregierung solidarisierte sich schließlich doch mit der Reichsregierung, die NSDAP wurde verboten. Den Anführern des Putsches wurde im Frühjahr 1924 der Prozess gemacht, der allerdings nur sehr glimpfliche Strafen zur Folge hatte.
II
Hịtlerputsch,
 
von A. Hitler und dem früheren General E. Ludendorff angeführter Putsch der NSDAP und der im »Deutschen Kampfbund« zusammengeschlossenen nationalistischen Verbände in München am 8. und 9. 11. 1923 gegen die bayerische Landesregierung und die Regierung des Deutschen Reiches, mit dem Ziel, eine Rechtsdiktatur in Deutschland zu errichten. Begünstigt wurde der Putschplan durch den schweren Konflikt zwischen der bayerischen Landesführung unter »Generalstaatskommissar« G. Ritter von Kahr und der Reichsregierung unter G. Stresemann. Von Kahr, O. von Lossow, der Wehrkreiskommissar der Reichswehr in Bayern, und H. von Seisser, der Chef der bayerischen Landespolizei, gingen am 8. 11. zum Schein auf Hitlers Forderung, am Putsch mitzuwirken, ein, ließen aber am 9. 11. den Demonstrationszug vor der Feldherrnhalle mit Gewalt zerstreuen.
 
Literatur:
 
O. Gritschneder: Bewährungsfrist für den Terroristen Adolf Hitler. Der H. u. die bayer. Justiz (1990).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Weimarer Republik: Deutschland bis 1933
 

Universal-Lexikon. 2012.