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Herat
I
Herat
 
[nach der Stadt Herat] der, -(s)/-s, meist rotgrundiger Teppich. Im Fond und in der Hauptbordüre zeigt der Herat das Heratimuster, in den Nebenbordüren kleine Blüten.
 
II
Herat,
 
Stadt in Nordwestafghanistan, am Hari Rud, 930 m über dem Meeresspiegel, 177 000 Einwohner; Handelszentrum einer intensiv genutzten Flussoase (Anbau von Reis, Weizen, Gemüse, Wein, Obst, Tabak, Baumwolle) mit vielseitigem Handwerk und Teppichherstellung (besonders im 16.-18. Jahrhundert bedeutend). Der Flugplatz und die Lage an der ringförmigen Hauptverkehrsstraße des Landes mit Straßen zur turkmenischen (90 km nördlich) und zur iranischen Grenze (110 km westlich) machen Herat zum wirtschaftlichen Zentrum des westlichen Landesteils.
 
Stadtbild:
 
Die alte Zitadelle wurde unter den Timuriden und später häufig verändert. Die Große Freitagsmoschee wurde um 1175 von der Dynastie der Ghoriden errichtet, nach der Zerstörung durch Timur wieder aufgebaut; das Fayencedekor stammt aus safawidischer Zeit. Von dem nach 1417 entstandenen, 1469-77 erweiterten Baukomplex mit Musalla (Gebetsplatz), Medrese und Grabbauten sind ein timuridisches Mausoleum (1432) und sechs Minarette erhalten. Berühmt ist auch die unter Ali Schir begründete Malschule von Herat Unweit von Herat das Heiligtum von Gasaraga (1428-29), Grabstätte des Dichters K. A. Ansari.
 
Geschichte:
 
Das bereits in altpersischen und griechischen Inschriften erwähnte Herat war seit Dareios I. Hauptort der Satrapie Areia; als Alexạndreia von Alexander dem Großen neu gegründet und ausgebaut. Um 660 von den Arabern erobert, wurde Herat zu einer muslimischen Stadt. 1221 von den Mongolen zerstört und um 1380 von Timur eingenommen, erlebte Herat unter dessen Nachfolgern (Timuriden) seine Blütezeit als Residenz und Zentrum für Handel, Literatur, Kunst und Wissenschaft. 1507 von den Usbeken erobert (1529 und 1535 erneut von ihnen geplündert), seit 1510 in der Hand der Safawiden; unter ihnen war Herat bis 1747 Zentrum von Khorasan. Danach geriet die Stadt unter afghanischer Oberhoheit und wurde 1863 dem Staat Afghanistan eingegliedert. Während der sowjetischen Militärintervention in Afghanistan (1979-89) stark zerstört, wurde die Stadt anschließend von den Mudjahedin eingenommen (rascher Wiederaufbau unter dem Kommandanten Ismail Khan) und 1995 von der Taliban-Miliz besetzt.
 

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He|rat, der; -[s], -s [nach der Stadt Herat in Afghanistan]: dichter, kurz geschorener, meist rotgrundiger Teppich mit Heratimuster.

Universal-Lexikon. 2012.