Akademik

Gollwitzer
Gọllwitzer,
 
Helmut, evangelischer Theologe, * Pappenheim 29. 12. 1908, ✝ Berlin 17. 10. 1993; Schüler K. Barths; ab 1936 Mitglied der Bekennenden Kirche und seit 1938 (nach der Verhaftung M. Niemöllers) Pfarrer in Berlin-Dahlem; 1940 zur Wehrmacht einberufen; 1945-49 sowjetische Kriegsgefangenschaft; ab 1949 Professor für systematische Theologie in Bonn, 1957-75 an der FU Berlin. Gollwitzers wissenschaftliche Arbeit wurde stark durch seine seelsorgerliche Tätigkeit, sein Bemühen um den christlich-jüdischen Dialog (z. B. »Israel - und wir«, 1958) und sein politisches Interesse, v. a. an Problemen politischer Theologie (besonders dem Verhältnis von Christentum und Marxismus sowie dem Modell eines auf Freiheit und Solidarität begründeten demokratischen Sozialismus), bestimmt. Sein umfangreiches politisches Engagement als Forderung und Ausdruck seines christlichen Glaubens begreifend, sprach er sich in den 50er-Jahren gegen die atomare Aufrüstung, in den 60er-Jahren gegen den Vietnamkrieg aus. Auf dem Höhepunkt der Studentenbewegung war Gollwitzer einer der zunächst wenigen Professoren, die deren Forderungen offen gegenüberstanden und den Dialog mit den Studenten suchten. 1976 hielt er die Grabrede für U. Meinhof. In den 80er-Jahren galt sein Engagement in besonderer Weise der Friedensbewegung.
 
Weitere Werke: Forderungen der Freiheit (1962); Die marxistische Religionskritik und der christliche Glaube (1962); Denken und Glauben (1965); Krummes Holz, aufrechter Gang (1970); Die kapitalistische Revolution (1974); Befreiung zur Solidarität (1978); Was ist Religion? (1980).
 
Ausgabe: Ausgewählte Werke, 10 Bände (1988).
 
Literatur:
 
G. Orth: H. G. Zur Solidarität befreit (1995).

Universal-Lexikon. 2012.