Franz von Assisi,
italienisch Francesco d'Assisi [fran'tʃesko-], latinisiert Francịscus, Franzịskus, eigentlich Giovanni Bernardone, Ordensstifter, * Assisi 1181 oder 1182, ✝ ebenda 3. 10. 1226; stammte aus wohlhabender Kaufmannsfamilie. Nach Krankheit und Bekehrungserlebnissen verzichtete er auf Beruf und bürgerliches Leben, lebte seit 1208 als Bettler und Wanderprediger und widmete sich der Pflege der Aussätzigen. 1209 schlossen sich ihm die ersten Gleichgesinnten an. Die schnell wachsende Anhängerschaft verband Franz v. Assisi zum »Orden der Minderen Brüder« (Franziskaner) und verpflichtete sie in einer ersten, auf Texten des Neuen Testaments basierenden Regel zu einem Leben in Armut und Buße im Dienst an den Menschen und an der Kirche. Papst Innozenz III. billigte die für die Zeit neue Lebensform 1210 zunächst mündlich, Honorius III. endgültig 1223 durch päpstliche Bulle. 1212 schloss sich die adlige Klara von Assisi der Bewegung an und begründete mit den Klarissen den weiblichen Zweig der franziskanischen Gemeinschaft. Franz v. Assisi selbst trat 1220 von der Leitung des Ordens zurück (Rückzug auf den Monte Alverno). Die Leiden seiner letzten Lebensjahre verstand er als Nachfolge des Gekreuzigten. Seine Stigmatisation 1224 ist der erste belegte Fall dieses Phänomens. Die Frömmigkeit Franz v. Assisis wurde stark durch Einfühlsamkeit und Gebet, weniger durch theologische Gelehrsamkeit bestimmt. Als Beispiel dafür gilt neben seinen Gebeten besonders der Sonnengesang (1224). - Bereits zwei Jahre nach seinem Tod wurde Franz v. Assisi von Gregor IX. heilig gesprochen. Sein Grab befindet sich in der von Elias von Cortona (* 1180, ✝ 1253) erbauten Kirche San Francesco in Assisi. - Heiliger (Tag: 4. 10.).
Unter den zahlreichen zyklischen Darstellungen aus dem Leben des Heiligen in der italienischen Kunst sind die bekanntesten: der Zyklus in der Oberkirche von San Francesco in Assisi von Giotto und seinen Schülern (1297 folgende) und der Zyklus von Giotto in der Bardikapelle in Santa Croce, Florenz (1317-20). Einzelne Motive, wie etwa die Stigmatisation des Heiligen (z. B. Holzschnitt A. Dürers, um 1500-02; Gemälde von A. Altdorfer und L. Cranach der Ältere), finden sich auch in der außeritalienischen, v. a. in der spanischen Kunst (El Greco, F. Ribalta, J. Sánchez Cotán, F. de Zurbarán, B. E. Murillo).
Die Dichtung hat die Gestalt Franz v. Assisis, anknüpfend an volkstümliches Erzählgut (»Fioretti di San Francesco«), in Legenden (J. G. Herder, »Christenfreude«, 1780; T. Kosegarten, »Legenden«, 1804; C. Brentano, »Krippenfeier des Heiligen Franziskus«), Gedichten (H. W. Longfellow, »The Sermon of Saint Francis«; P. Celan, »Assisi«, 1955) und umfänglicheren Erzählwerken (L. Weismantel, »Franz und Clara«, 1938; F. Timmermans, »Franziskus«, 1932; N. Kasantzakis, »Mein Franz von Assisi«, 1956) dargestellt.
H. Fink: F. v. A. Der Mann, das Werk, die Zeit (1981);
G. Wendelborn: Franziskus v. A. Eine histor. Darst. (Wien 21982);
Thomas von Celano: Leben u. Wunder des hl. Franziskus v. A., übers. v. E. Grau (41988);
V.-J. Dieterich: F. v. A. (1995).
Universal-Lexikon. 2012.