Eleusis,
neugriechisch Elevsịs, Stadt im Verwaltungsbezirk (Nomos) Attika, Griechenland, an einer Bucht des Saronischen Golfs, heute Teil der Agglomeration Athen, 22 800 Einwohner; Erdölraffinerie, Stahlwerk, Sprengstoff-, Zementfabrik, Werften; Bauxitabbau; archäologisches Museum.
Der Ort ist seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. besiedelt; in mykenischer Zeit (1600-1200 v. Chr.) wurde Eleusis ein eigener Stadtstaat mit Akropolis. Im Kampf mit Athen um die Vorherrschaft in Attika unterlag Eleusis im 7. Jahrhundert v. Chr.
Eleusis war der Mittelpunkt des Fruchtbarkeitskults der Göttinnen Demeter und Persephone (Kore) und des Triptolemos, der sich später zu den Eleusinischen Mysterien ausbildete. An ihnen nahmen Eingeweihte (Mysten) aus ganz Griechenland teil. Man feierte die kleinen Mysterien im Frühjahr in Athen und die großen im Herbst mit einer Prozession von Athen nach Eleusis. Der eigentlichen Mysterienhandlung im Telesterion von Eleusis mit Reinigungsriten und Segenszauber lag wohl der Mythos von der Suche Demeters nach ihrer von Pluton (Hades) geraubten Tochter Persephone (Kore) zugrunde. In der Erscheinung (Epiphanie) der Göttin lag für den Mysten die Verheißung der eigenen Wiedergeburt nach dem Tod. Über den Kultbrauch war absolutes Stillschweigen zu bewahren. Noch in der römischen Kaiserzeit war die Kultstätte von großer Bedeutung (u. a. waren Cicero und Mark Aurel Eingeweihte).
Die antike Stadt bedeckte den Ostteil eines Ost-West-verlaufenden Felsrückens an der Nordseite der Bucht von Eleusis. Die Osthälfte der Stadt nahmen ein: die Akropolis auf der höchsten Erhebung und an deren Ostabfall das Demeterheiligtum und das seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. in mehreren Bauphasen entstandene Telesterion (Kultbau zur Feier der Eleusinischen Mysterien). Bedeutend für den Bau waren der Entwurf des Parthenonarchitekten Iktinos und der Plan des Architekten Koroibos. Es handelt sich nach Letzterem um eine fast quadratische Halle (52 m × 54 m) aus der Mitte des 5. Jahrhunderts mit Sitzstufen und Galerien um eine kleine Cella (Allerheiligstes). Das von 42 hohen Innensäulen getragene Dach hatte eine Öffnung, durch die Licht in den sonst dunklen Raum eingelassen werden konnte. Nachgewiesen sind Vorgängerbauten: ein mykenischer Megaron aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts v. Chr. mit Anbauten vom Anfang des 13. Jahrhunderts, aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. ein weiterer Bau. Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. wurde eine zwölfsäulige Fronthalle mit Giebel nach dem Entwurf des Philon vorgelegt. Im Norden mündete die Heilige Straße aus Athen in einen gepflasterten Vorhof römischer Zeit mit Artemistempel und Kallichorosbrunnen (6. Jahrhundert v. Chr.); sie setzte sich durch die großen (2. Jahrhundert n. Chr.; Nachbau des Zentralbaus der Propyläen der Athener Akropolis) und die kleinen Propyläen (40 v. Chr.) zum Demeterbezirk und zum Telesterion fort. Museum mit Grabungsfunden.
L. Deubner: Att. Feste (1932, Nachdr. 1959);
D. Lauenstein: Die Mysterien von E. (1987);
M. B. Cavanaugh: E. and Athens. Documents in finance, religion and politics in the fifth century B. C. (Atlanta, Ga., 1996).
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Eleu|sis: Ort im antiken Griechenland.
Universal-Lexikon. 2012.