Chambord
[ʃã'bɔːr], Schloss im französischen Département Loir-et-Cher, am Cosson, das größte der Loire-Schlösser (400 Räume), 1519-38, weitere Teile bis 1547 unter Franz I. erbaut; eine rechteckige Anlage mit vier runden Ecktürmen und dreigeschossigem quadratischem Mittelbau (Donjon, an den Ecken ebenfalls runde Türme, im Zentrum Doppelwendeltreppe, deren Konzeption vielleicht auf Leonardo da Vinci zurückgeht) und bizarrer Dachterrasse (Häufung von Giebeln, Türmchen, Kaminen). Chambord gilt im Verzicht auf Verteidigungsanlagen und in der Ausbildung des Zentralbaugedankens der italienischen Renaissance als Idealtypus des französischen Schlossbaus im 16. Jahrhundert; wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. - Im Vertrag von Chambord (15. 1. 1552 zwischen König Heinrich II. von Frankreich und deutschen protestantischen Fürsten versprach Heinrich, die von Moritz von Sachsen geplante Verschwörung (Fürstenverschwörung) gegen Kaiser Karl V. mit Subsidien zu unterstützen, und erhielt dafür das Reichsvikariat über die Reichsstädte Metz, Toul, Verdun und Cambrai. Der Vertrag bildete die Grundlage für die spätere Eingliederung der lothringischen Bistümer Metz, Toul, Verdun (»trois Évêchés«) in den französischen Staatsverband.
K. E. Born: Moritz von Sachsen u. die Fürstenverschwörung gegen Karl V., in: Histor. Ztschr., Bd. 191 (1960).
Chambord
[ʃã'bɔːr], Henri Charles de Bourbon [bur'bɔ̃], Graf von Chambord, Herzog von Bordeaux [bɔr'do], französischer Thronprätendent, * Paris 29. 9. 1820, ✝ Frohsdorf (heute zu Lanzenkirchen, bei Wiener Neustadt) 24. 8. 1883; Enkel König Karls X. von Frankreich, Sohn von C. F. de Bourbon, Herzog von Berry. Als letzter Vertreter der älteren bourbonischen Linie wurde er als Heinrich V. 1836 Thronanwärter der Legitimisten. Die Wiederherstellung der Monarchie scheiterte trotz monarchistischer Mehrheit in der Nationalversammlung nach 1871 an seiner Weigerung, die Trikolore und die konstitutionelle Verfassung anzunehmen.
Universal-Lexikon. 2012.