Ạpeiron
[griechisch »das Grenzenlose«] das, -, zentraler Begriff der antiken griechischen Theorien über Entstehung und Aufbau der Welt; nach Anaximander u. a. das unbestimmte und unveränderliche Urprinzip, aus dem in unendlichem Werden alle Dinge entstehen und in das sie wieder zurückkehren. Das Apeiron wird dabei nicht im Sinn einer passiven »Urmaterie« aufgefasst, sondern »umfasst« und »lenkt« alle Dinge als das schlechthin Göttliche. Des Weiteren bezeichnet Apeiron die Unbegrenztheit in der räumlichen und zeitlichen Erstreckung, v. a. in den Lehren, die das unendliche Werden und Vergehen zyklisch aufeinander folgender Welten annehmen (Anaximander, Heraklit, Empedokles). In der Lehre vom Aufbau der Welt bezeichnet Apeiron die unendlich vielen Elemente, die Homoiomerien bei Anaxagoras, die Atome bei Leukipp und Demokrit. Aristoteles lässt das Apeiron nicht als ein wirklich Existierendes gelten, sondern nur als Unbegrenztheit der Möglichkeit nach, also im Bereich des potenziell Existierenden. - In der modernen Physik wird unter dem von M. Born eingeführten Begriff »Apeiron« ein nicht näher beschreibbares mikrophysikalisches Grundgebilde (Grundzustand einer Urmaterie oder eines alles umfassenden »Urfeldes«) verstanden, als dessen Anregungszustände oder Elementaranregungen die verschiedenen Elementarteilchen zu interpretieren sind.
Universal-Lexikon. 2012.