Aktualịsmus
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1) Geologie: grundlegende Arbeitshypothese der Geologie, nach der die Kräfte und Erscheinungen der geologischen Vorzeit mit den heute zu beobachtenden gleichartig sind. Dadurch werden vom beobachtbaren heutigen Erscheinungsbild unmittelbare Rückschlüsse auf die früheren Bildungsabläufe möglich. C. Lyell (1830) begründete diese Vorstellung, wobei er an die Arbeiten J. Huttons (1788) und besonders an C. E. A. von Hoff (1822) anknüpfte. Er stellte sich damit in Gegensatz zum Exzeptionalismus und zur Katastrophentheorie. Allerdings steigerte sich innerhalb der Erdgeschichte mehrfach das normale Geschehen, z. B. bei Orogenesen, verstärktem Vulkanismus, Kohle- und Salzbildungszeiten oder in der biologischen Entwicklung, sodass aus dem heutigen geologischen Geschehen nicht immer eine befriedigende Erklärung dieser Vorgänge möglich ist. (Aktuogeologie)
W. Blei: Erkenntniswege zur Erd- u. Lebensgesch. (1981).
2) Philosophie: ontologische Denkweise, die im Sein einen tätigen Grund sieht, der Seiendes als sein Werk bewirkt (Aristoteles, G. W. Leibniz), besonders die Auffassung, dass alle schöpferische Tätigkeit sich frei, d. h. ohne Träger, vollzieht; im engeren Sinn Bezeichnung für den Idealismus von G. Gentile.
G. Gentile: Der aktuale Idealismus (1931).
Universal-Lexikon. 2012.