Agrigẹnt,
italienisch Agrigento [agri'dʒɛnto], bis 1927 Girgenti [dʒir'dʒɛnti],
1) Hauptstadt der Provinz Agrigent, Italien, unweit der Südküste Siziliens, in 200-326 m über dem Meeresspiegel auf einem Kalksandsteinhügel gelegen, 55 400 Einwohner; Bischofssitz;
Fremdenverkehr; Handel, Industrie und Hafenanlage besonders im nahen Pọrto Empẹdocle, 17 000 Einwohner.
Das antike Stadtgebiet erstreckte sich über das Plateau und zum Meer hin in die Ebene. Große Teile der Stadtmauer sind erhalten, besonders an der Südostseite. Dahinter reihen sich die dorischen Tempel aus dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr.; von Osten nach W: der Juno-, Concordia-, Heraklestempel und das riesige Olympieion (113,5 × 56,3 m); dies sind neuzeitliche, seit dem 18. Jahrhundert eingebürgerte, nicht gesicherte Benennungen. Ausgegraben wurden der Bezirk der Unterweltsgötter im Westen mit mehreren Tempeln und das Demeterheiligtum im Osten sowie antike Wohnviertel und Nekropolen. Die mittelalterlichen Bauten wurden zum Teil auf Fundamenten griechischer Tempel errichtet, so im 12. Jahrhundert der Dom (spätere Umbauten; Diözesanmuseum) und die Kirche Santa Maria dei Greci; archäologisches Museum.
Agrigent, griechisch Akragas, wurde um 600 v. Chr. von Gela und Rhodos aus gegründet. Schon im 6. Jahrhundert v. Chr. erreichte es unter der Tyrannis des Phalaris eine bedeutende Stellung und wurde im 5. Jahrhundert unter dem Tyrannen Theron die zweitstärkste Macht in Sizilien. Agrigent war der Geburtsort und die zeitweilige Wirkungsstätte des Philosophen Empedokles. 406 v. Chr. wurde Agrigent von den Karthagern zerstört. Im 2. Punischen Krieg war es der letzte Stützpunkt der Karthager (bis 210). Im Mittelalter ging Agrigent von Byzanz 828 an die Sarazenen, 1086 an die Normannen über. Roger I. von Sizilien gründete hier 1093 ein Bistum.
E. Sabelberg: Regionale Stadttypen in Italien (1984).
2) Provinz Siziliens, 3 042 km2, 472 200 Einwohner.
Universal-Lexikon. 2012.