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Totenkult
To|ten|kult 〈m. 1Kult um die Toten, die man sich weiterlebend dachte, um ihnen ihr Leben im Totenreich zu erleichtern od. ihre Hilfe zu erbitten

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To|ten|kult, der (Völkerkunde):
kultische Verehrung von Verstorbenen.

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Totenkult,
 
die Gesamtheit der aus Anlass des Todes an einem Verstorbenen und in Bezug auf ihn vollzogenen rituellen und brauchtümlichen Handlungen. Der Totenkult ist Bestandteil aller Kulturen und Religionen und wird mit unterschiedlichem Anliegen verbunden: Moderne Gesellschaften verstehen ihn vorrangig als Ausdruck der Pietät gegenüber dem Verstorbenen; in Stammesreligionen ist er in besonderer Weise mit dem Bestreben verbunden, die als numinos empfundene Macht des Verstorbenen in ihren positiven Aspekten der Gemeinschaft der Hinterbliebenen zu vermitteln und ihre negativen Auswirkungen von ihr abzuwenden (Mana, Ahnenverehrung). Viele Religionen alter Kulturen verstanden den Totenkult (auch) als Ausstattung des Verstorbenen für seine Reise ins Totenreich, dabei davon ausgehend, dass sich im Tod Geist und Seele trennen, der Geist noch in der Nähe des Leichnams verweilt, die Seele sich aber in ein Jenseits begibt. Besonders ausgeprägt war der Totenkult im alten Ägypten (ägyptische Kultur, Totenbuch). Christlicher Totenkult äußert sich z. B. in Totenmessen, im Gedenken an die verstorbenen Gläubigen zu Allerseelen und in der Reliquienverehrung sowie stark säkularisiert in Toten- und Gefallenenfeiern (z. B. am Volkstrauertag). Wesentliche, die einzelnen Kulturen und Religionen übergreifende Elemente des Totenkults sind die Totenbestattung und die Totenklage. Der Wunsch, dass das Ansehen, das ein Mensch im Leben genoss, seinen Tod überdauern soll, findet seinen Ausdruck besonders in der Errichtung, Pflege und Verehrung von Grabmälern.
 
Literatur:
 
A. Hüppi: Kunst u. Kult der Grabstätten (Olten 1968);
 H. Kees: Totenglauben u. Jenseitsvorstellungen der alten Ägypter (Berlin-Ost 51983);
 
Lebende Tote. T. in Mexiko, bearb. v. H.-O. Krause u. a., Ausst.-Kat. (1986);
 R. Brier: Zauber u. Magie im alten Ägypten. Geheimes Wissen u. T. im Pharaonenreich (a. d. Amerikan., 1991);
 T. Mooren: Die vertauschten Schädel. Tod u. Sterben in Naturreligionen, Hinduismus u. Christentum (1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Tarquinia: Grabmalerei und Totenspiele
 
Theben: Zwischen Leben und Ewigkeit - Die thebanische Gräberwelt
 
Totenkult und Jenseitsvorstellungen im alten Ägypten
 
Totenstadt und Wohnsiedlung
 

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To|ten|kult, der (Völkerk.): kultische Verehrung von Verstorbenen.

Universal-Lexikon. 2012.