The|a|ter|kri|tik 〈f. 20〉
I 〈unz.〉 kritische Auseinandersetzung mit Theaterstücken u. ihren Inszenierungen
II 〈zählb.〉 kritische Besprechung einer Aufführung in der Presse
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The|a|ter|kri|tik, die:
a) <o. Pl.> kritische publizistische Auseinandersetzung mit aufgeführten Bühnenwerken, bes. im Hinblick auf die Art, Angemessenheit, Qualität ihrer Aufführungen;
b) kritische Besprechung eines Bühnenwerks u. seiner Aufführung.
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Theaterkritik,
Reflexion und Kommentierung aller bei einer Theatervorstellung verwendeten künstlerischen Mittel; beschreibender, einordnend-interpretierender und zum Teil auch glossierender Bericht über einen Theatervorgang auf der Bühne; insgesamt journalistische Tätigkeit, in der die Absicht des Autors und die theatrale Umsetzung der Textvorlage auf der Bühne nach zumeist subjektiven Kriterien nachvollzogen werden, ohne wissenschaftlichen Anspruch, in verständlichem, möglichst feulletonistischem Stil.
Erste Theaterkritiken finden sich in theoretischen und kritischen Schriften zum Drama im 16. Jahrhundert. In Deutschland gilt G. E. Lessing als erster Theaterkritiker. Neben ästhetischen Fragen besprach er in der »Hamburg. Dramaturgie« (2 Bände, 1767-68) auch Aufführungen. Romantische Auffassungen vom Theater wurden durchgesetzt u. a. von L. Tieck oder auch von C. Brentano gegen Schiller. Politisch-gesellschaftlich orientierte Theaterkritik schrieb L. Börne. Literarische Feuilletons als Theaterkritik lieferte H. Heine in Korrespondentenberichten aus Paris. Mit T. Fontane begann die Spezialisierung in Schauspiel- oder Opern- beziehungsweise Ballettkritik; in der Berliner »Vossischen Zeitung« äußerte sich Fontane kritisch gegen die »pietätvoll-verlogenen« Hoftheaterinszenierungen.
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war die deutsche Theaterkritik bestimmt durch S. Jacobsohn, J. Bab und v. a. A. Kerr, der in expressionistischem Telegrammstil mit unerbittlicher Schärfe schrieb und dabei Theaterkritik als dem Theater zugehörige Kunstform gesehen haben wollte. H. Ihering wandte sich weniger nur an die Zeitungsleser, sondern eher schon an die Theaterleute selbst. Nach dem Zweiten Weltkrieg dezentralisierte sich das Theatergeschehen und damit auch die Theaterkritik. Wesentliche Impulse gingen dabei aus von Christoph Funke, Joachim Kaiser, Hellmuth Karasek (* 1934), Walther Karsch (* 1906, ✝ 1976), Heinz Klunker (* 1933), Martin Linzer, F. Luft, Siegfried Melchinger (* 1906, ✝ 1988), Henning Rischbieter (* 1927), Günther Rühle (* 1924), Jochen Schmidt (* 1926), Albert Schulze Vellinghausen (* 1905), Ernst Schumacher (* 1921), Jochanan C. Trilse-Finkelstein und Peter von Becker (* 1947).
Kritik - von wem, für wen, wie, hg. v. P. Hamm (31970);
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The|a|ter|kri|tik, die: a) <o. Pl.> kritische publizistische Auseinandersetzung mit aufgeführten Bühnenwerken, bes. im Hinblick auf die Art, Angemessenheit, Qualität ihrer Aufführungen; b) einzelne kritische Besprechung eines Bühnenwerks u. seiner Aufführung: Im »Zwölfuhrmittagsblatt«, einer zwar nicht sehr vornehmen, doch in hoher Auflage erscheinenden Tageszeitung, durfte er -en schreiben (Reich-Ranicki, Th. Mann 206).
Universal-Lexikon. 2012.