Pọl|ka 〈f. 10〉 Rundtanz im schnellen 2/4-Takt u. Wechselschritt [tschech., „poln. Tanz“]
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Pọl|ka, die; -, -s [tschech. polka, eigtl. = Polin; um 1831 in Prag so zu Ehren der damals unterdrückten Polen genannt]:
Rundtanz im lebhaften bis raschen 2/4-Takt mit Achtelrhythmus, wobei jeweils auf drei Schritte ein Hopser folgt.
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Polka
[polnisch/tschechisch], um 1830 in Böhmen aufgekommener, in der tschechischen Volksmusik verwurzelter Gesellschaftstanz, der zwischen 1840 und 1850 zu einer der Popularität des Walzers vergleichbaren Tanzmode in aller Welt wurde. Die Herkunft des Namens ist nicht geklärt, möglicherweise vom Tschechischen pulka (= »Halbschritt«, bezogen auf die Choreographie) oder von polska (Polin) als Ausdruck der Verehrung für die polnischen Revolutionäre von 1830/31 — einige Musikforscher vermuten sogar polnischen Ursprung der Polka (Krakowiak-Melodien wurden von den Tschechen als Polka gesungen und getanzt). Zweifelsohne liegt die rasche Verbreitung der Polka, ebenso wie bei der Mazurka, in der Anteilnahme des fortschrittlichen Bürgertums am Ringen der slawischen Völker um nationale Unabhängigkeit und Souveränität begründet. Die Polka wurde ein Bestandteil des Nationalbewusstseins, wurde zum Inbegriff der tschechischen Musik, letztlich auch durch das Schaffen Bedrich Smetanas (stilisierte Polka-Elemente in der Oper »Die verkaufte Braut«, in der sinfonischen Dichtung »Mein Vaterland«, im Kammermusikschaffen u. a.). Bedeutendster tschechischer Polka-Komponist des vergangenen Jahrhunderts war Frantisek Hilmar (1803-1881), u.a »Esmeralda-Polka« (1856). Johann Strauß (Sohn) (1825-1899) schuf 117 Polkas, darunter die »Tritsch-Tratsch-Polka« (1858) und die »Pizzicato-Polka« (1869).
Bemerkenswert ist, dass die Polka ein Tanz aller sozialen Schichten war und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer wahren, die Alltagsnöte vergessenmachenden Tanzwut führte. Außerhalb Böhmens verband sie sich mit anderen Tänzen zu lokalen Formen, z. B. Polka française, Wiener Polka, Bayrische Polka, den unzähligen Spielarten in Lateinamerika, aber auch Abwandlungen wie Kreuzpolka, Schnellpolka usw. Ein allgemein gültiges Tempo festzulegen verbietet diese Vielfalt ohnehin. Selbst die heute in Tschechien musizierten Polkas zeigen eine Spannweite von schnell bis mäßig. Die Begleitung besteht aus Haupt- und Nachschlag (2/4-Takt). Achttaktigkeit bestimmt den Formaufbau, wobei die ABA, aber auch die ABC-Form (mit Trio) dominieren.
Auch außerhalb ihres ursprünglichen Entstehungsgebietes hat sich die Polka bis in die Gegenwart in der volkstümlichen Blasmusik erhalten, wo sie neben Marsch und Walzer das Programm bestimmt. Im Schlagerbereich findet sie sich hin und wieder, besonders in humoriger Art. Zu den bekanntesten Polkas gehört »Skoda Lásky« (1934, deutsch »Rosamunde«, englisch »Beer-Barrel-Polka«) von Jaromír Vejvoda (1902-1988).
Auch in Nordamerika hat sich seit dem 19. Jahrhundert eine bemerkswerte Polkatradition herausgebildet, die nicht nur in den polnischen, tschechisch-böhmischen oder deutschen Immigranten-Kreisen bis heute gepflegt wird. Zu einer eigenständigen Polka-Entwicklung ist es vor allem im Südwesten der USA und in den angrenzenden Regionen Mexikos gekommen. Diese Linie der Polka-Entwicklung ist in die Tex-Mex-Music eingeflossen.
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Universal-Lexikon. 2012.