Or|do|vi|zi|um 〈[ -vi:-] n.; -s; unz.; Geol.〉 Formation des Paläozoikums (zw. Kambrium u. Silur) vor 460-410 Mio. Jahren mit beginnender kaledonischer Gebirgsbildung u. erstem Auftreten von Kephalopoden [nach dem kelt. Volksstamm der Ordovizier inWales]
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Or|do|vi|zi|um, das; -s [nach dem kelt. Volksstamm der Ordovices im heutigen nördlichen Wales wegen der dort gemachten Funde] (Geol.):
auf das Kambrium folgende Formation des Paläozoikums.
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Ordovizium
[nach dem keltischen Volksstamm der Ordovices in Nordwales] das, -s, Geologie: Zeitabschnitt des Paläozoikums, früher mit dem Silur zusammengefasst. Die Stufen werden aufgrund der Entwicklung der Graptolithen in insgesamt 15 Zonen untergliedert.
Die paläogeographischen Verhältnisse entsprachen weitgehend denen des Kambriums. Auf der Nordhalbkugel war der zwischen den altverfestigten Kontinentkernen (Kratone: Fennosarmatia und Laurentia) gelegene Vorläufer des heutigen Atlantiks (Iapetus) der wichtigste Bildungsraum (Geosynklinale) des Kaledonischen Gebirges. Mit der allmählichen Verengung des Iapetusozeans verbundene Gebirgsbildungsvorgänge machten sich durch untermeerischen Vulkanismus (v. a. in Form von Inselbögen, Anzeichen für Subduktionszonen), Regionalmetamorphose und granitische Intrusionen sowie durch Angleichung der »amerikanischen« und »europäischen« Fauna bemerkbar (die Grenze zwischen beiden Bereichen verlief durch Nordirland, Schottland und das skandinavische Hochgebirge). Auf dem östlich anschließenden baltisch-sarmatischen Schelf wurden wesentlich geringere Sedimente abgelagert. In Mitteleuropa (Brabanter Massiv, Ardennisch-Rheinische Schiefergebirge, Harz, Thüringen, Sachsen, Westsudeten, Böhmen) waren neben geosynklinalartigen Tiefseetrögen (euxinische Stillwasserfazies: Alaunschiefer) auch Flachmeere ausgebildet, aus denen Tonschiefer, Grauwacken, Quarzite hervorgegangen sind. Südlich einer Landschwelle (Alemannische Insel) erstreckte sich im Alpen-, west- und südeuropäischer Raum eine Geosynklinale, ein Vorläufer der Tethys. Der Gondwanakontinent der Südhalbkugel unterlag überwiegend der Abtragung. Orogene gab es im Wesentlichen nur an den pazifischen Rändern (Anden, Ostaustralien). Vom damaligen Südpolargebiet (Nordwestafrika) sind ebenso wie vom Kapland Südafrikas Zeugen der Vergletscherung überliefert.
Der Vorherrschaft des Meeres entsprechend entfaltete sich v. a. die marine Tierwelt. Dabei lassen sich verschiedene Tierprovinzen erkennen. In den küstenfernen Tiefwassergebieten (Ablagerung dunkler Schiefer) herrschten die sesshaften oder planktonischen, ästigen oder mehrzelligen Graptolithen vor (Dictyonema, Graptolithoidea). Eine größere Zahl von Tierarten enthalten die sandig-mergelig-kalkigen Ablagerungen der Flachmeere. Die hier an erster Stelle stehenden Trilobiten erreichten den Höhepunkt ihrer Formenvielfalt und Körpergröße (große Kopf- und Schwanzschilde). Bei den Armfüßern, die ebenfalls wichtige Leitfossilien sind, herrschten die Kalkschaler gegenüber den Hornschalern vor. Die Kopffüßer (Nautiloidea wie die Endoceraten) bildeten zunächst Formen mit gestrecktem Gehäuse (z. B. der bis 3 m lange Orthoceras oder Michelinoceras und der bis 9 m lange Endoceras), daneben solche mit teilweiser (Lituites, der »Bischofsstab«) oder vollständiger Einrollung (Discoceras). Stratigraphischen Leitwert haben auch Muschelkrebse, Kieselschwämme (v. a. Beutelstrahler). Im Unterordovizium erschienen die ersten Seelilien, Haar-, See- und Schlangensterne sowie Seeigel, im Mittelordovizium die ersten (auch riffbildenden) Rugosen und Bödenkorallen (Tabulata). Häufiger wurden Muscheln und Schnecken. Die Wirbeltiere waren noch immer nur durch die Agnathen oder Kieferlosen vertreten. Die Pflanzenwelt bestand v. a. aus Krusten bildenden Kalkalgen; die gesteinsbildenden Blaualgen sind u. a. im Kuckersit erhalten. Nach neuen Forschungen wurden die Kontinente schon im Mittelordovizium (nicht erst im Silur) besiedelt; in Bodenprofilen fand man Lebensspuren von Tieren (röhrenförmige Fressbauten, wahrscheinlich von Gliederfüßern), die wiederum pflanzliche Nahrung benötigten. Im ausgehenden Ordovizium gingen etwa 57 % der ozeanischen Gattungen, vermutlich durch geologische und klimatologische Veränderungen, verloren.
Colloque ordovicien-silurien, Brest, septembre 1971 (Paris 1971);
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Or|do|vi|zi|um, das; -s [nach dem kelt. Volksstamm der Ordovices im heutigen nördlichen Wales wegen der dort gemachten Funde] (Geol.): auf das Kambrium folgende Formation des Paläozoikums.
Universal-Lexikon. 2012.