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Luftkrieg
Lụft|krieg 〈m. 1; Mil.〉 Krieg mit Luftstreitkräften

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Lụft|krieg, der (Militär):
Krieg mit Luftstreitkräften.

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Luftkrieg,
 
Kriegführung in und aus der Luft durch Luftstreitkräfte, die Luftfahrzeuge als Waffen- und Geräteträger für Kampf- und Kampfunterstützungsaufgaben verwenden (Luftwaffe). Kampfhandlungen können so über die eigentliche Kampfzone hinaus und über natürliche Hindernisse hinweg auf das gesamte Territorium eines Gegners ausgedehnt werden. Da Luftstreitkräfte zu rascher Reaktion sowie zu weiträumigem und raumdeckendem Einsatz fähig sind, erlaubt dies eine schnelle Schwerpunktbildung zur Füllung von räumlichen und zeitlichen Lücken in der eigenen Kräfteverteilung.
 
Grundaufgaben der Luftkriegsführung sind Luftaufklärung, Luftangriff, Luftverteidigung und Lufttransport. Der strategische Luftkrieg ist gegen das Hinterland des Gegners gerichtet, er soll dessen Rüstungspotenzial und Infrastruktur schädigen und damit seine Fähigkeit zur Kriegführung mindern. Der taktische Luftkrieg zielt auf die Unterstützung der jeweils eigenen Land- und Seestreitkräfte, er richtet sich auf dem eigentlichen Kriegsschauplatz gegen die Streitkräfte (einschließlich der Versorgungs- und Unterstützungseinrichtungen) des Gegners. Spezielle Zielsetzungen des taktischen Luftkriegs sind: Ausschaltung gegnerischer Land- und Seestreitkräfte sowie Luftstreitkräfte am Boden in gemeinsamen Operationen mit eigenen Land- und Seestreitkräften; Verhinderung der Zuführung neuer gegnerischer Kräfte und Versorgungsgüter in die Kampfzone (Abriegelung des Gefechtsfeldes und des gegnerischen Raumes in der Tiefe); Erringung und Erhaltung der Luftüberlegenheit (Luftkampf) in Schwerpunkträumen als Voraussetzung für den wirkungsvollen Einsatz eigener Streitkräfte; Schutz des eigenen Raumes und Potenzials vor gegnerischen Luftangriffen (Luftverteidigung); Gewinnung von Erkenntnissen über Absichten, Handlungen und Stärke gegnerischer Streitkräfte (Luftaufklärung).
 
Die Mittel zur Führung des Luftkriegs sind vielfältig: Luftfahrzeuge und Fahrzeuge für den erdnahen Weltraum (militärische Satelliten) als Waffen- und Geräteträger, Rohr-, Raketen- und Abwurfwaffen (gelenkt und ungelenkt), Aufklärungsgeräte, Geräte zur elektronischen Kampfführung, Einsatzführungs-, Führungsinformations- und Informationsübertragungssysteme (Fernmeldesysteme), Unterstützungs- und Versorgungsdienste. Hauptanforderungen an fliegende Waffensysteme: hohes Durchsetzungsvermögen und Überlebensfähigkeit gegen die feindliche Abwehr, ausreichender Kampfradius, hohe Waffenzuladung und Treffgenauigkeit, Eignung für konventionellen und (zum Teil) nuklearen Einsatz, Allwetterflug- und zum Teil Allwetterkampffähigkeit, Kurzstart- und -landefähigkeit sowie Kostenwirksamkeit.
 
Geschichte:
 
Fesselballons für militärische Beobachtungsaufgaben wurden 1794 in Frankreich und ab 1861 während des amerikanischen Sezessionskrieges verwendet; als erster Luftangriff gilt der Abwurf von Bomben auf Venedig 1849 durch unbemannte Heißluftballons. Der erste Bombenabwurf aus einem Flugzeug erfolgte 1911 während des italienisch-türkischen Konflikts in Libyen. Im Ersten Weltkrieg wurden Luftschiffe und Flugzeuge zunächst zur Aufklärung, schon bald aber auch für Kampfaufgaben (Luftangriff und Luftverteidigung) eingesetzt. Die Fliegertruppen waren jedoch zu dieser Zeit noch unselbstständige »Hilfstruppen« des Heeres. Nach den Theorien des italienischen Generals G. Douhet, der selbstständigen Luftstreitkräften und deren strategischen Bomberflotten kriegsentscheidende Bedeutung zumaß, entstanden zwischen 1919 und 1939 in fast allen größeren Staaten solche (mit Einschränkungen) selbstständigen Luftstreitkräfte. Im Zweiten Weltkrieg spielten die Luftwaffen v. a. im taktisch-operativen Bereich eine wichtige Rolle. Luftangriffe bereiteten die Operationen zu Land und zur See vor und unterstützten sie, wie z. B. den deutschen Polen- und den Westfeldzug sowie die Landungen der Alliierten in Sizilien, auf dem italienischen Festland und in der Normandie. Auf der anderen Seite zwang 1940/41 die deutsche Niederlage in der »Luftschlacht um England« zum Verzicht auf deutsche Invasionspläne. Ohne kriegsentscheidende Bedeutung blieben die Bombenangriffe auf Städte (z. B. London, Dresden). Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die strategische und taktische Rolle des Flugzeugs als Kampfmittel mit der Entwicklung elektronischer Abwehrsysteme und weit reichender Raketensysteme grundlegend.
 
Literatur:
 
K. Köhler: Bibliogr. zur L.-Gesch. (1966);
 U. Balke: Der L. in Europa, 2 Bde. (1989-90).

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Lụft|krieg, der: Krieg mit Luftstreitkräften.

Universal-Lexikon. 2012.