Diesterweg,
Friedrich Adolph Wilhelm, Pädagoge, * Siegen 29. 10. 1790, ✝ Berlin 7. 7. 1866; ab 1820 Seminardirektor in Moers, ab 1832 in Berlin. Trat im Geiste Pestalozzis für die Verbesserung des Volksschulwesens und besonders für eine bessere pädagogische Bildung, geistige Selbstständigkeit und soziale Anerkennung der Volksschullehrer ein. Mit breiter schulpolitischer und literarischer Wirksamkeit (methodischer Schriften, Schul- und Lehrbücher, Herausgeber der »Rheinischen Blätter« seit 1827 und des »Pädagogischen Jahrbuchs« seit 1851) hat er den Geist des deutschen Volksschullehrerstandes im 19. Jahrhundert maßgeblich bestimmt. Betont sozial ausgerichtet (soziale Frage, Idee der Volksbildung), zielte er pädagogisch besonders auf selbstständiges kritisches Denken und moderne Weltorientierung. Als liberaler Schulpolitiker wandte er sich gegen den kirchlichen, aber auch gegen zu starken staatlichen Einfluss im Schulwesen, forderte pädagogisch-fachliche statt geistlicher Schulaufsicht und eine einheitliche Schulorganisation. Aus politischen Gründen 1850 in den Ruhestand versetzt, kämpfte er ab 1858 im Abgeordnetenhaus gegen die preußische Regulative von 1854.
Werke: Wegweiser zur Bildung für deutsche Lehrer (1835, herausgegeben von J. Scheveling 1958); Das pädagogische Deutschland, 2 Bände (1835-36); Lebensfragen der Zivilisation (1836); Pädagogisches Wollen und Sollen (1857).
Ausgaben: Ausgewählte Schriften, herausgegeben von E. Langenberg, 4 Bände (1877-78); Schriften und Reden, herausgegeben von H. Deiters, 2 Bände (1950); Sämtliche Werke, herausgegeben von demselben u. a., auf zahlreiche Bände berechnet (1956 ff.).
H. G. Bloth: A. D. (1966);
E. Gross: Erziehung u. Gesellschaft im Werk A. D.s (1966);
D.: Pädagogik - Lehrerbildung - Bildungspolitik, hg. v. G. Hohendorf u. a. (1990).
Universal-Lexikon. 2012.