Akademik

Wertpapierhandel: Wertpapierbörsen in Deutschland
Wertpapierhandel: Wertpapierbörsen in Deutschland
 
Der Handel mit Aktien (Aktienmarkt) und festverzinslichen Wertpapieren (Rentenmarkt) an den acht deutschen Präsenzbörsen vollzieht sich in unterschiedlichen Marktsegmenten.
 
 Börsensegmente
 
Vor der Aufnahme des Handels müssen die Wertpapiere ein förmliches Zulassungsverfahren durchlaufen, das sicherstellen soll, dass den Anlegern die v. a. im Börsengesetz und in der Börsenzulassungs-Verordnung vorgeschriebenen Informationen mitgeteilt werden. Je nach Umfang und Strenge der Zulassungsbedingungen wird der börsliche Wertpapierhandel in den amtlichen Handel, den geregelten Markt und den Freiverkehr unterschieden. Während amtlicher Handel und geregelter Markt gesetzlich geregelt sind, ist der Freiverkehr ein privatrechtlich organisiertes Börsensegment. Seit März 1997 hat die Frankfurter Wertpapierbörse ein neues Handelssegment, den Neuen Markt. Die Emittenten sind kleine und mittelgroße, innovative Wachstumsunternehmen, die eine Zulassung zum geregelten Markt beantragen, aber privatrechtlich zusätzliche Zulassungsbedingungen erfüllen müssen. So müssen Designated Sponsors (Betreuer) verpflichtet werden, die jederzeit auf Anfrage verbindlich An- und Verkaufskurse stellen. Als Telefonhandel wird der außerbörsliche, keinen Regelungen unterworfene Wertpapierhandel bezeichnet.
 
 Wertpapierhandel
 
Im Parketthandel werden die Kundenaufträge zum Kauf bzw. Verkauf von Wertpapieren über die Banken mithilfe eines elektronischen Auftragsübermittlungssystems direkt in die Orderbücher der amtlichen Kursmakler übermittelt, die die Aufträge sammeln. Der Börsenpreis (Kurs) wird vom Kursmakler aus der Gegenüberstellung der ihm zu einem bestimmten Zeitpunkt vorliegenden Kauf- und Verkaufsaufträge so ermittelt, dass die größtmögliche Zahl an Wertpapieren gehandelt werden kann (Meistausführungsprinzip). Für jedes an der Börse notierte Wertpapier wird einmal börsentäglich im Auktionsverfahren ein Kassakurs (Einheitskurs) festgestellt. Für umsatzstärkere Wertpapiere (v. a. Standardwerte oder Blue Chips und einige Neben- oder Spezialwerte) werden zusätzlich im variablen Handel fortlaufend Kurse ermittelt, sobald sich zwei ausführbare Wertpapierorders gegenüberstehen (fortlaufende Notierung). Die Kurse werden im Kurszettel veröffentlicht und dabei mit entsprechenden Kurszusätzen versehen, die die jeweiligen Marktverhältnisse widerspiegeln. Die Anleger können über Kreditinstitute, die Mitglieder der Börsen sind, ihre Wertpapieraufträge (Börsenorders) zum Kauf bzw. Verkauf auf drei Arten aufgeben. Eine unlimitierte Order (bestens, billigst, bestmöglich) gewährt dem Börsenhändler des Kreditinstituts volle Freiheit bei Abschluss über den Preis, soll aber nicht gegen die Interessen des Auftraggebers verstoßen. Limitierte Orders (Limitorders) nennen die äußerste Preisgrenze, bis zu der ein Auftrag abgeschlossen werden soll. Eine Stop-Loss-Order ist ein Verkaufsauftrag, der bestens ausgeführt wird, sobald der Preis ein vom Anleger vorgegebenes Limit erreicht oder unterschreitet. Ein preislich unlimitierter Auftrag ist am Börsentag gültig, ein limitierter Auftrag bis zum letzten Börsentag des jeweils laufenden Monats. Es wird nicht mehr zwischen Kleinaufträgen (Odd Lots) und Großaufträgen (Round Lots) unterschieden, sodass bereits ein Auftrag über den Kauf einer Aktie auch im variablen Handel durchgeführt werden kann.
 
 Elektronisches Handelssystem
 
Neben dem Parketthandel wird ein vollelektronischer Wertpapierhandel ohne Zwischenschaltung von Kursmaklern auf Basis des elektronischen Handelssystems Xetra® (Exchange Electronic Trading) der Deutschen Börse AG durchgeführt. Direkt an dieser Computerbörse dürfen nur die zum Xetra®-Handel zugelassenen Institute sowie deren Händler teilnehmen. Das System öffnet für sie das zentrale Orderbuch, in dem die Kauf- und Verkaufsaufträge mit Mengen- und Preisangaben ersichtlich sind. Grundsätzlich können sowohl Marktorders, die sofort zu jedem beliebigen Preis ausgeführt werden, als auch Limitorders eingegeben werden. Im fortlaufenden Handel werden in Xetra® neben den 100 umsatzstärksten deutschen Werten - die Aktien der 30 Unternehmen des Deutschen Aktienindex® (DAX®) und der 70 Nebenwerte des MDAX® - alle Aktien des Neuen Marktes, die wichtigsten ausländischen Werte aus den Stoxx®-Indizes - Aktienindizes für umsatzstarke Werte aus europäischen Ländern (Dow-Jones-Stoxx®) bzw. Ländern der Europäischen Währungsunion (Dow-Jones-Euro-Stoxx®) - sowie 70 weitere weniger liquide inländische Werte gehandelt, für die ein Designated Sponsor tätig ist. Für weitere 1600 Aktien wird anstelle des fortlaufenden Handels täglich um 13.00 Uhr per Auktion ein Einheitskurs ermittelt. Darüber hinaus werden die 370 liquidesten Rentenpapiere sowie rund 26 Aktienoptionsscheine gehandelt. Aus den Preisen für die Aktien der 30 DAX®-Werte wird alle 15 Sekunden ein Xetra-DAX® errechnet.

Universal-Lexikon. 2012.