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Weill
Weill,
 
1) Kurt, deutsch-amerikanischerKomponist, * Dessau 2. 3. 1900, ✝ New York 3. 4. 1950; Sohn eines jüdischen Kantors, studierte in Berlin bei E. Humperdinck und F. Busoni und wirkte kurzzeitig als Korrepetitor und Musikdirektor in Dessau und Lüdenscheid. Ab 1926 schrieb er für das zeitkritische Musiktheater u. a. »Der Protagonist« (1926) und »Der Zar lässt sich fotografieren« (1928). Mit B. Brecht entwickelte er aus der Idee des »epischen Theaters« die zugehörige Musiksprache als Synthese von zeitgenössischer Tanz- und Unterhaltungsmusik, von Moritat, Chanson und Choral mit neuer Harmonik und Satztechnik. Ein charakteristisches Mittel ist der das Bühnengeschehen begleitende Song. Das berühmteste Werk dieses Stils wurde »Die Dreigroschenoper« (1928), die, angeregt von »The beggar's opera« von J. Gay und J. C. Pepusch (1728), die Ausdrucksformen der Gattung Oper insgesamt kritisch parodiert. Es folgten »Happy End« (1929), »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« (1930), das Radiolehrstück »Der Lindberghflug« (1929), die Schuloper »Der Jasager« (1930), »Die Bürgschaft« (1932) und »Der Silbersee« (1933). 1933 musste Weill emigrieren. In Paris entstanden, nochmals nach Brecht, das Ballett mit Gesang »Die sieben Todsünden« (1933) und seine den Songstil aufgreifende zweite Sinfonie. Ab 1935 schrieb Weill in den USA für den Broadway. Trotz Anpassung an kommerzielle Forderungen bewahrte er den Ton und die sozialkritische, humanistische Zielsetzung früherer Werke, so in »Johnny Johnson« (1936), »Knickerbocker holiday« (1938), »Lady in the dark« (1940), in der Volksoper »Street scene« (1947), der Schuloper »Down in the valley« (1948) und der musikalischen Tragödie »Lost in the stars« (1949). Kongeniale Interpretin in vielen dieser Werke wurde seine Frau Lotte Lenya. 1934-35 entstand das biblische Drama »Der Weg der Verheißung« (Text: F. Werfel), uraufgeführt 1937 in New York als »The Eternal Road«. Weill schrieb auch Orchester- und Chorwerke, Kammermusik, Lieder.
 
Literatur:
 
H. Kotschenreuther: K. W. (1962);
 G. Wagner: W. u. Brecht. Das musikal. Zeittheater (1977);
 R. Sanders: K. W. (a. d. Amerikan., 1980);
 
K. W. Leben u. Werk. .., hg. v. J. Schebera (1984);
 
A new Orpheus. Essays on K. W., hg. v. K. H. Kowalke (New Haven, Conn., 1986);
 J. Schebera: K. W. 1900-1950; eine Biogr. in Texten, Bildern u. Dokumenten (Neuausg. 1990);
 H. Geuen: Von der Zeitoper zur Broadway opera. K. W. u. die Idee des musikal. Theaters (1997).
 
 2) [vɛj], Simone, französische Philosophin, Weil, Simone.

Universal-Lexikon. 2012.