Zinnfiguren,
zweiseitige Abgüsse aus Zinnlegierung (Zinn, Blei, Antimon) in Schieferhohlformen, seltener in Messing- oder Stahlformen. Nach dem Guss wird das Erzeugnis geputzt, grundiert und in Öl- oder Temperatechnik bemalt. — Aus den klassischen Hochkulturen sind gegossene Metallfigürchen erhalten, die vermutlich als Opfergaben dienten. Die ältesten in Deutschland bekannten Zinnfiguren stammen aus dem 12./13. Jahrhundert. Erst mit der Renaissance begann die eigentliche Entwicklung der Zinnfiguren. Die erste Blüte des Zinngusses datiert ins 17. Jahrhundert Nürnberger Zinngießer erhielten 1664 von Ludwig XIV. den Auftrag, Soldaten in Silber zu gießen. In der Folgezeit verstärkte sich der französische Einfluss. Während anfangs die Figuren recht hoch waren, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts die »Nürnberger Größe« von 3 cm üblich. Zinnsoldaten (Bleisoldaten) machten (besonders nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71) einen beträchtlichen Teil der Produktion aus; daneben entstanden aber auch viele andere Serien (Tiere, Jahrmärkte, Hochzeitszüge, Krippen, Zirkuskünste und Turnierritter). In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten sich die Zinnfiguren zur Massenware entwickelt. - Zentren für die Herstellung von Zinnfiguren waren neben Nürnberg zunächst Fürth, Aarau und Straßburg, im 19. Jahrhundert auch Würzburg, Hannover, Berlin und Göttingen (viele Zinnfiguren sind signiert). Das Deutsche Zinnfiguren-Museum befindet sich auf der Plassenburg in Kulmbach.
P. E. Rattelmüller: Z. Die Welt in der Spanschachtel (1971);
W. Onken: Z. (1976);
Universal-Lexikon. 2012.