Ụngarndeutsche,
die heute zwischen Ungarischem Mittelgebirge und Donau ansässige deutschstämmige Bevölkerungsgruppe; um 210 000 (1990: 37 500 Personen deutsche Muttersprache); größte ethnische Minderheit in Ungarn.
Erste deutsche Siedler kamen schon im 10./11. Jahrhundert nach Ungarn. Nach den Ansiedlungen von deutschen Bergleuten und Siedlern (»Sachsen«) im 12. Jahrhundert in Siebenbürgen und in der Zips entstanden im 17./18 Jahrhundert nach den Türkenkriegen im habsburgischen Ungarn mehrere Siedlungsgebiete von zumeist aus Südwest-Deutschland stammenden deutschen Siedlern (daher »Donauschwaben«). Besonders nach den Türkenkriegen wurden auf Beschluss des ungarischen Reichstages von 1723 Kolonisten ins Land gerufen; Österreicher und Schlesier siedelten im Bakonywald, Bayern aus dem Donauraum im Vértesgebirge und im Budaer Gebirge bis an den Rand des Großen Ungarischen Tieflands, Alemannen, Schwaben und Hessen in der Baranya (»Schwäbische Türkei«), Elsässer, Lothringer, Pfälzer und Moselfranken in der Batschka sowie im Banat. Noch im 19. Jahrhundert erfolgten Ansiedlungen an der ehemaligen Militärgrenze in Bosnien (Deutsche).
Von den (1941) in Ungarn lebenden etwa 477 000 Deutschen waren bis 1944 rd. 80 000 weggezogen; 65 000 wurden 1944/45 zur Zwangsarbeit in die UdSSR verschleppt, weitere 170 000 1945-46 enteignet (Bodenreform) und vertrieben. Seit Ende der 1980er-Jahre verstärkt um Wahrung der nationalen und kulturellen Identität bemüht, wurde den U. per Gesetz 1994 kommunale Selbstverwaltung und eine eigene politische Vertretung gewährt.
Universal-Lexikon. 2012.