Transplantation von Organen
Bei einer Transplantation werden entweder Organe, Gewebe oder Körperzellen einem Menschen, manchmal auch einem Tier, entnommen und auf einen anderen Menschen übertragen, weil eines seiner Organe oder auch mehrere ihren Dienst versagen. Es gibt jedoch auch die autogene oder autologe Transplantation, bei der Spender und Empfänger identisch sind (z. B. bei Hauttransplantationen).
Zur Transplantation eignen sich vor allem Herz, Leber und Nieren, die Medizin macht jedoch auch Fortschritte bei der Verpflanzung von Lunge und Bauchspeicheldrüse. Sogar eine Hand wurde bereits erfolgreich verpflanzt. Häufig sind außerdem Knochenmarks- und Hauttransplantationen sowie die Verpflanzung der Hornhaut der Augen und der Gehörknöchelchen.
Organentnahme und -verpflanzung
Organe wie Leber und Herz können nur einem toten Organspender entnommen werden. Zwar gibt es Bestrebungen, künstliche Organe zu entwickeln und dem Menschen tierische Organe (z. B. durch genetische Veränderungen dem Menschen angepasste Organe) zu transplantieren sowie menschliches Gewebe in vitro (im Glas) zu züchten, doch bislang eignen sich weder künstliche noch tierische Organe für eine dauerhafte Transplantation.
Bevor ein Organ einem Spender entnommen werden kann, muss dessen Hirntod, der irreversible Verlust der Hirnfunktionen, zweifelsfrei festgestellt worden sein. Er muss von zwei Ärzten unabhängig voneinander bestätigt werden, die beide nicht an der Transplantation beteiligt sind. In Deutschland gilt seit 1997 ein Transplantationsgesetz, nach dem die Organentnahme nur in dem Fall erlaubt ist, wenn entweder der Spender (z. B. dokumentiert durch einen Organspendeausweis) zugestimmt hat oder die nächsten Angehörigen die Organentnahme ausdrücklich gestatten. Der Handel mit Organen - also die Weitergabe derselben gegen Entgelt - ist verboten.
Vor der Entscheidung, wer ein Spenderorgan erhält, werden die Gewebsmerkmale des Organs untersucht. Nur wenn diese biologischen Marker des Spenders denen des Empfängers ähnlich sind, hat die Transplantation Aussicht auf Erfolg.
Vermittelt wird das Organ durch die europäische Transplantations-Dachorganisation Eurotransplant in Leiden (Niederlande), die alle Empfängerdaten gespeichert hat. Steht ein Empfänger fest, wird das Organ per Hubschrauber zum Transplantationszentrum gebracht. Der Empfänger wird sofort verständigt, wenn ein passendes Organ für ihn bereitsteht. Voraussetzung z. B. für eine Nierentransplantation ist ein Versagen beider Nieren - man spricht dann von einer Niereninsuffizienz. Bei dieser Transplantation gibt es eine Besonderheit: Hier sind - im Gegensatz zu anderen Organen - auch Lebend-Organspenden zwischen Verwandten ersten Grades möglich, da dieses Organ in doppelter Ausführung vorhanden ist. Bei der Nierentransplantation werden die funktionsunfähigen Organe in der Regel nicht entfernt, die Transplantatniere wird zusätzlich in die rechte oder linke Leistenbeuge eingesetzt. Der Harnleiter des Spenders, der mit der Niere verbunden ist, wird an die Harnblase des Empfängers angeschlossen; die Blutversorgung des Organs wird durch den Anschluss an die großen Blutgefäße im Beckenbereich gewährleistet.
Organtransplantationen erfordern in der Regel einen sehr großen technischen und personellen Aufwand.
Immunologische Komplikationen
Nach jeder Transplantation eines fremden Organs besteht die Gefahr der Organabstoßung, denn das Immunsystem des Empfängers erkennt an den an die Oberfläche der Körperzellen gebundenen Eiweißen, dass es sich um fremdes Gewebe handelt, und reagiert darauf, wie es z. B. auch auf Krankheitserreger reagiert: Die Körperabwehr versucht das transplantierte Organ »unschädlich« zu machen. Besonders bedeutsam für den Erfolg einer Transplantation sind deshalb eine identische Blutgruppe von Spender und Empfänger sowie eine weit reichende Ähnlichkeit zwischen beiden HLA-Systemen (human leucocyte antigene system = menschliches Leukozyten-Antigen-System); dies sind Antigene, die sich auf allen Zellen, besonders jedoch auf den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) nachweisen lassen. Vor einer Organverpflanzung wird deshalb im Reagenzglas eine Kultur angelegt, in der Lymphozyten (spezialisierte Leukozyten) des Spenders und Empfängers vermischt werden, um zu sehen, wie sie miteinander zurechtkommen.
Meistens ist es der Organismus des Empfängers, der gegen das Spenderorgan vorgeht, bei Knochenmarkstransplantationen kann es jedoch auch umgekehrt sein. Aus diesem Grund muss die Aktivität des Immunsystems von Transplantierten - meist lebenslang - mit Medikamenten gehemmt werden (Immunsuppression).
Universal-Lexikon. 2012.