Tours
[tuːr], Stadt in Frankreich, Mittelpunkt der Touraine und Verwaltungssitz des Départements Indre-et-Loire, 48 m über dem Meeresspiegel, an der Loire, oberhalb der Chermündung, 130 000 Einwohner; Erzbischofssitz; Universität (gegründet 1970), Institut zum Studium der Renaissance; mehrere Museen; Metall verarbeitende (u. a. Maschinenbau), Elektro-, Möbel-, Bekleidungs- und Brauereiindustrie, Herstellung von Eisenbahnmaterial und Kugellagern, Gummi-, chemische und Druckindustrie; Messestadt; Flugplatz.
Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg beeinträchtigen das Altstadtbild mit zahlreichen Kirchen und Profanbauten nicht. Von der im 4. Jahrhundert vom heiligen Martin gegründeten Abtei Saint-Martin blieben vom Kirchenbau des 11.-13. Jahrhunderts, einer der bedeutendsten Wallfahrtskirchen des Mittelalters, nur geringe Reste (Tour Charlemagne; Tour de l'Horloge) erhalten, 1887-1924 wurde ein Neubau errichtet. Die gotische Kathedrale Saint-Gatien (13.-16. Jahrhundert) mit spätgotischer Fassade im Flamboyantstil und dem Kreuzgang »La Psalette« (15.-16. Jahrhundert, mit Fresken) besitzt prächtige Glasgemälde des 13.-15. Jahrhunderts; gotische Kirche Saint-Julien (12. und 13. Jahrhundert) mit romanischem Turm. Bauten aus der Zeit der Renaissance sind u. a. Hôtel Gouin (archäologisches Museum) und Hôtel Babou de la Bourdaisière; im ehemaligen erzbischöflichen Palast (17.-18. Jahrhundert) Musée des Beaux-Arts.
Tours, das gallorömische Caesarodunum, Vorort der keltischen Turonen, war seit dem 3. Jahrhundert Bischofssitz, seit dem 9. Jahrhundert Erzbischofssitz (1790-1801 nur Bistum); Hauptort der fränkischen Grafschaft Touraine. Durch das Wirken des heiligen Martin und des heiligen Gregor von Tours bekam es große kirchliche Bedeutung und entwickelte sich zu einem wichtigen Wallfahrtsort (Abtei Saint-Martin). Zur Zeit Karls des Großen war Tours - mit der philosophisch-theologischen Schule Alkuins und einer bedeutenden Buchmalereischule - ein Zentrum der karolingischen Renaissance. Im 12.-13. Jahrhundert erlebte die Stadt Blütezeiten unter den Grafen von Anjou (seit 1044) und den englischen Königen. Im 16. Jahrhundert Herstellung von Seide und goldgewirkten Stoffen.
Universal-Lexikon. 2012.