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Kartoffel
Apona (umgangssprachlich); Erdapfel; Bramburi (umgangssprachlich); Grundbirne (umgangssprachlich); Knulle; Arber; Ärpel; Potacken; Krumber (regional); Grumbier; Erdbirn; Eachtling (regional)

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Kar|tof|fel [kar'tɔfl̩], die; -, -n:
a) krautige Pflanze, die unterirdisch essbare Knollen ausbildet:
Kartoffeln pflanzen, [an]bauen, hacken, ernten.
Zus.: Frühkartoffel.
b) Knolle der Kartoffelpflanze, die ein wichtiges Nahrungsmittel darstellt:
gelbe, runde, mehlige Kartoffeln; rohe, gekochte, gedämpfte Kartoffeln; Kartoffeln schälen, pellen, abgießen.
Syn.: Erdapfel (landsch.).
Zus.: Einkellerungskartoffel, Futterkartoffel, Speisekartoffel, Winterkartoffel.

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Kar|tọf|fel 〈f. 21
1. 〈Bot.〉 Nachtschattengewächs, dessen Wurzelknollen als Nahrung dienen: Solanum tuberosum
2. die Wurzelknolle dieser Pflanze
3. 〈fig.; umg.; scherzh.〉
3.1 große, dicke Taschenuhr
3.2 plumpe, dicke Nase
3.3 Loch (im Strumpf)
● \Kartoffeln braten, dämpfen, kochen; gebratene, gekochte, rohe \Kartoffeln; neue \Kartoffeln; rin in die \Kartoffeln, raus aus den \Kartoffeln! 〈mdt., berlin.〉 bald so, bald so (bei einander widersprechenden Anweisungen) [<ital. tartufo, tartufolo, eigtl. „Trüffelpilz“ <spätlat. terrae tuber „Trüffel“, eigtl. „Erdknolle“; verwandt mit Trüffel] Siehe auch Info-Eintrag: Kartoffel - info!

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Kar|tọf|fel , die; -, -n [dissimiliert aus älterem Tartuffel, Tartüffel < älter ital. tartufo, tartufolo, eigtl. = Trüffel < spätlat. terrae tuber = Trüffel, Erdknolle; das Wort wurde zur Bez. für die (zuerst von den Spaniern aus Amerika nach Europa gebrachte) Kartoffel durch eine Verwechslung ihrer Wurzelknollen mit den unterirdisch wachsenden knollenartigen Fruchtkörpern der Trüffel]:
1. krautige Pflanze mit gefiederten Blättern u. weißen, rosa od. violetten Blüten, die wegen der essbaren Knollen, die sich an unterirdischen Sprossen befinden, angebaut wird:
frühe, späte -n;
-n pflanzen, [an]bauen, hacken, häufeln;
R rein in die -n, raus aus den -n (ugs.; erst lautet die Anordnung so, dann genau umgekehrt; 19. Jh.; urspr. milit.; bezieht sich darauf, dass Truppen, die beim Manöver durch Kartoffeläcker vorrücken sollten, zur Vermeidung von Flurschäden wieder zurückbeordert wurden).
2. essbare Knolle der Kartoffel (1):
gelbe, runde, mehlige, glasige, festkochende -n;
rohe, gekochte, gedämpfte, gedünstete -n;
neue -n (aus neuer Ernte stammende Frühkartoffeln);
gequellte -n (westd., südwestd.; Pellkartoffeln);
gesottene -n (bayr.; Pellkartoffeln);
-n ernten, schälen, pellen, abgießen.
3. (ugs. scherzh.) knollige Nase.
4. (ugs. scherzh.) (große) Taschenuhr od. Armbanduhr.
5. (ugs. scherzh.) großes Loch, bes. im Strumpf.
6. (ugs. scherzh.) minderwertiger, weicher [Fuß]ball.

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Kartoffel
 
[dissimiliert aus älterem Tartuffel, Tartüffel, von älter italienisch tartufo, tartufolo, eigentlich »Trüffel« (die Benennung beruht auf einer Verwechslung mit den knollenartigen Fruchtkörpern der Trüffel)], Erd|apfel, Erdbirne, Grundbirne, an unterirdischen Ausläufern gebildete Sprossknollen der Kartoffelpflanze (Solanum tuberosum), eines aus Südamerika stammenden, mehrjährigen (in Kultur einjährigen) Nachtschattengewächses mit kantigen Stängeln, unterbrochen gefiederten Blättern, weißen oder rötlichen Blüten und grünen Beerenfrüchten (Kartoffeläpfel). Alle oberirdischen Pflanzenteile sowie grün gewordene Kartoffeln und Keime enthalten das giftige Alkaloid Solanin.
 
Die Kartoffeln tragen in unterschiedlicher Anzahl ruhende Knospen (Augen), die an ihren schuppenartigen Blättchen erkennbar sind. Sie sitzen jeweils in der Achsel eines abgefallenen, nur noch an seiner (wegen des Dickenwachstums der Knolle stark verzogenen) Narbe erkennbaren Tragblattes. Aus diesen Augen treibt die als Überdauerungsorgan fungierende Kartoffel am Beginn der Vegetationsperiode wieder aus.
 
Die Kartoffeln sind ein wichtiges Nahrungsmittel für Mensch und Tier. Die Kartoffelpflanze wird in zahlreichen Sorten angebaut (im Handel sind zurzeit über 100 erhältlich). Nach ihrer Reifezeit werden sie unterteilt in sehr frühe, frühe, mittelfrühe, mittelspäte und späte, hinsichtlich der Kocheigenschaften in fest kochende, vorwiegend fest kochende und mehlig kochende Sorten. Ferner wird unterschieden zwischen Speisekartoffel (geringer bis mittlerer Stärkegehalt) und Wirtschaftskartoffel (stärkereich).
 
Kartoffelpflanzen bevorzugen ein kühlfeuchtes Klima und sandig-lehmige Böden ohne Staunässe. Die in unseren Breiten verwendeten Sorten sind nicht frostresistent. Ihre Anzucht erfolgt in der Regel mit den Knollen (Saatkartoffel), selten aus den Samen. Im Treibkartoffelbau werden die Kartoffeln in hellen Räumen bei 10-15 ºC vorgekeimt und nach Keimbildung ausgepflanzt.
 
Gelagert werden Kartoffeln in trockenen, dunklen Räumen (Frühkartoffeln sind kaum lagerfähig). Die Temperatur sollte 3-6 ºC betragen; tiefere Temperaturen führen zu einem Abbau der Stärke zu Zucker (»Süßwerden«), höhere Temperaturen und Lichteinwirkung zu Keimung, Atmungsverlusten (»Schrumpfen«) und Bildung des sehr giftigen Solanins.
 
 Kartoffeln als Nahrungsmittel
 
Der ernährungsphysiologische Wert der Kartoffel ist hoch (Gemüse, Tabelle Nährwerte). Ihr Hauptbestandteil ist Stärke. Sie enthält aber auch hochwertiges Eiweiß, Mineralstoffe (besonders Kalium) und Vitamine (besonders Vitamin C). Da Kartoffelstärke im Gegensatz zu Getreidestärke im rohen Zustand schlecht verdaulich ist, müssen Kartoffeln vor dem Verzehr gekocht werden. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Kartoffeln ist in Deutschland gesunken. In den letzten Jahren wurden Kartoffeln immer mehr industriell zu Kartoffelerzeugnissen (z. B. Pommes frites, Knabbererzeugnisse, Trockenprodukte zur Herstellung von Klößen, Püree u. a.) weiterverarbeitet. Diese sind häufig sehr energiereich. So können z. B. 100 g Kartoffelchips 2 435 kJ (582 kcal) und 100 g Pommes frites 1 054 kJ (252 kcal) enthalten, hingegen 100 g gekochte Kartoffeln nur 301 kJ (72 kcal). Ebenfalls aus Kartoffeln gewonnen werden Kartoffelstärke und alkoholische Getränke (z. B. Wodka). Daneben dienen Kartoffeln als wertvolles Viehfutter.
 
 Krankheiten und Schädlinge
 
Die Kartoffelstaude wird in allen Entwicklungsstadien befallen. Auflaufschäden stellen sich ein, wenn minderwertige oder zerteilte Knollen in nasse Böden ausgelegt werden, sie beruhen auf Bakterien- und Pilzbefall (Schwarzbeinigkeit). Beim Nachbau virusverseuchten Pflanzgutes kümmern die Stauden, und die Blätter zeigen charakteristische Mosaik- oder Strichelsymptome (Abbaukrankheiten). Virusübertragung erfolgt mechanisch oder über Vektoren. Die Blattrollkrankheit wird von der Pfirsichblattlaus verbreitet, zu deren Bekämpfung systemische Insektizide eingesetzt werden. Wichtige Mykosen sind Wurzeltöter-, Dürrflecken- und Welkekrankheit sowie Kartoffelkrebs, der durch Verwendung resistenter Sorten verhütet werden kann; auf verseuchten Flächen besteht Anbauverbot. Nach Einschleppung der Kraut-, Knollen-, Braunfäule nach Europa folgten Totalernteverluste und Hungersnöte (z. B. 1916/17). Verhütung gelingt mit protektiven Fungiziden, deren Anwendung vor der frühestmöglichen (witterungsbedingten) Infektion vorgenommen werden muss. Kümmern Stauden während des Sommers, sind die Blätter verfärbt und fleckig, kann Phosphat-, Mangan-, Kali-, Magnesiummangel Ursache sein (Mangelkrankheiten). Der aus Nordamerika (Colorado) eingeschleppte Kartoffelkäfer richtete verheerende Schäden an, da Larven und Käfer in kurzer Zeit Kahlfraß bewirken. Das Kartoffelzystenälchen ist in Ausbreitung begriffen; im Bestand fallen schlechtwüchsige Stauden auf (Kartoffelmüdigkeit), an deren Wurzeln sich gelbliche Zysten befinden (englisch »golden nematode«). Der Befall ist meldepflichtig, es ergeht Anbau- und für Saatgut Exportverbot. Im Lager treten bakterielle oder pilzliche Trocken- oder Nassfäulen auf, besonders wenn unreife oder unsortierte, beschädigte Knollen eingelagert werden; in den Räumen müssen daher Luftfeuchtigkeit und Temperatur niedrig gehalten werden. Pusteln, Risse, Buckel auf der Schale werden als Kartoffelschorf bezeichnet; solche Knollen sind nicht lagerfähig. Bildet sich in Knollen ein Hohlraum (Hohlherzigkeit), war übermäßige Stickstoffdüngung erfolgt.
 
 Kulturgeschichte
 
Die Kultur der Kartoffel durch Indianer der Hochanden ist bereits für die Nazca- und Mochekultur nachgewiesen, für die die Kartoffel das Hauptnahrungsmittel darstellte. In präkolumbischer Zeit wurden bereits zahlreiche Sorten gezüchtet und eine Trockenreserve (Chuno) hergestellt, indem man die Kartoffel auf Höhen über 4 300 m über dem Meeresspiegel brachte und sie dort abwechselnd der Sonne (Austrocknung) und starkem Frost aussetzte.
 
Die spanischen Eroberer entdeckten die Kartoffel 1537 im Andendorf Sorocota und nutzten sie als Proviant für die Fahrten nach Spanien. Dort wurde die Kartoffel in der Mitte des 16. Jahrhunderts erstmals angebaut, zunächst um Sevilla. 1588 kam die Kartoffel durch den Botaniker C. Clusius nach Deutschland, er pflanzte die Knolle im botanischen Garten in Frankfurt am Main ein. Das Interesse richtete sich anfangs auf die Blüten, die Kartoffel wurde dementsprechend nur als Zierpflanze in fürstlichen Lustgärten verwendet.
 
Als Nahrungsmittel galt die Kartoffel zu Beginn des 17. Jahrhunderts als besondere Kostbarkeit und Delikatesse an europäischen Höfen, v. a. in Frankreich bis zur Zeit Ludwigs XIV.; bedingt durch die Ernährungsnotlage im Dreißigjährigen Krieg wurde sie - zuerst in Deutschland - zum Nahrungsmittel auch für die einfachen Leute. Im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts gab es in Deutschland zwei Kartoffelanbaugebiete: das sächsische Vogtland und die Pfalz. Durch pfälzische Auswanderer gelangte die Kartoffel nach Brandenburg-Preußen, wo als erster europäischer Herrscher Friedrich der Große den Nutzen der Frucht erkannte und 1756 den Anbau der Kartoffel anordnete.
 
Literatur:
 
Die K. Gesch., Geräte, Produkte, bearb. v. R. Kilian, Ausst.-Kat. (1988);
 B. Putz: K. Züchtung - Anbau - Verwertung (1989);
 
Krankheiten u. Schädlinge der K., bearb. v. W. Radtke u. W. Rieckmann (1990);
 W. Franke: Nutzpflanzenkunde (51992);
 J. A. Woolfe: Die K. in der menschl. Ernährung (a. d. Engl., 1996).
 

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Kar|tọf|fel, die; -, -n [dissimiliert aus älterem Tartuffel, Tartüffel < älter ital. tartufo, tartufolo, eigtl. = Trüffel < spätlat. terrae tuber = Trüffel, Erdknolle; das Wort wurde zur Bez. für die (zuerst von den Spaniern aus Amerika nach Europa gebrachte) Kartoffel durch eine Verwechslung ihrer Wurzelknollen mit den unterirdisch wachsenden knollenartigen Fruchtkörpern der Trüffel]: 1. krautige Pflanze mit gefiederten Blättern u. weißen, rosa od. violetten Blüten, die wegen der essbaren Knollen, die sich an unterirdischen Sprossen befinden, angebaut wird: frühe, späte -n (früh, spät zu erntende Pflanzensorten); die -n stehen gut, sind stark ins Kraut geschossen; -n pflanzen, [an]bauen, hacken, häufeln; in die -n (ugs.; auf den Kartoffelacker) gehen; R rein in die -n, raus aus den -n (ugs.; erst lautet die Anordnung so, dann genau umgekehrt; 19. Jh.; urspr. milit.; bezieht sich darauf, dass Truppen, die beim Manöver durch Kartoffeläcker vorrücken sollten, zur Vermeidung von Flurschäden wieder zurückbeordert wurden). 2. essbare Knolle der ↑Kartoffel (1): gelbe, runde, mehlige, glasige, fest kochende -n; es war nicht eine einzige faule K. dazwischen; rohe, gekochte, gedämpfte, gedünstete -n; neue -n (aus neuer Ernte stammende Frühkartoffeln); gequellte -n (westd., südwestd.; Pellkartoffeln); gesottene -n (bayr.; Pellkartoffeln); -n ernten, sammeln, [ver]lesen, (landsch. ugs.:) buddeln, einkellern, einmieten; -n schälen, pellen, abgießen; R wenn wir dich nicht hätten und keine kleinen -n, dann müssten wir dauernd große essen (scherzh. Bemerkung zu jmdm., der glaubt, eine große Hilfe geleistet zu haben); *-n abgießen (salopp; urinieren, Wasser lassen); die -n von unten ansehen/betrachten/wachsen sehen (ugs. verhüll.; ↑Radieschen 1). 3. (ugs. scherzh.) knollige Nase. 4. (ugs. scherzh.) (große) Taschenuhr od. Armbanduhr. 5. (ugs. scherzh.) großes Loch, bes. im Strumpf. 6. (ugs. scherzh.) minderwertiger, weicher [Fuß]ball.

Universal-Lexikon. 2012.