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Tiryns
Tiryns,
 
mykenische Burg und Stadt in der Argolis, nördlich von Nauplion (Griechenland). Die Burg wurde 1884/85 durch H. Schliemann und W. Dörpfeld, 1905-29 und 1967-86 durch das Deutsche Archäologische Institut in Athen ausgegraben, seit 1967 v. a. Unterburg und Stadt. Seit frühhellad. Zeit kontinuierlich besiedelt, besaß der flache, damals unmittelbar am Meer gelegene Hügel in der mittelhellad. Epoche im 3. Jahrtausend v. Chr. einen Rundbau von etwa 20 m Durchmesser (Fürstensitz). Die Blütezeit des mykenischen Tiryns begann mit der ersten Befestigung der Oberburg Anfang des 14. Jahrhunderts v. Chr. In der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts v. Chr. wurde die Befestigung erweitert und die nördlich angrenzende, ebenfalls mit Gebäuden bestandene Mittelburg in die im Durchschnitt 7,5 m, teilweise (mit Kasematten) bis zu 17,5 m dicke Burgmauer eingeschlossen. Die Westfront wurde nach der Mitte des 13. Jahrhunderts sehr sorgfältig und repräsentativ gearbeitet; sie hat vom Turm der Mittelburg ausgehend eine versteckte Treppe (80 Stufen) zu einer Ausfallpforte. In der 2. Jahrhunderthälfte wurde auch die Unterburg mit einbezogen; unter der West-Mauer hindurch führten Gänge zu 20 m außerhalb gelegenen Zisternen. Der Palast auf der Oberburg erhielt zu dieser Zeit seine endgültige Gestalt; der Zugang von Osten war mehrfach abgesichert, nach dem Außentor durch zwei weitere Torbauten in dem langen Gang. Der eigentliche Palast hatte zwei Höfe, jeweils mit Säulenhallen am Eingang (äußeres und inneres Propylon), am inneren Palasthof lag das große Megaron mit zwei Vorräumen. Von den Freskomalereien haben sich viele Reste gefunden. Nach Zerstörung der Burg um 1200 v. Chr. (vielleicht durch Erdbeben) wurden Mitte des 11. Jahrhunderts v. Chr. die Unterburg und die Unterstadt planmäßig wiederhergestellt, aber bald erneut zerstört. In einem Heraheiligtum der Unterburg fand man bemalte Tonidole (Nauplion, Museum), am Toreingang der Burg Linear-B-Täfelchen. - Die archäologischen Stätten von Tiryns gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.
 
Literatur:
 
T. Die Ergebnisse der Ausgrabungen. .., hg. vom Dt. Archäolog. Institut in Athen, auf zahlr. Bde. ber. (1912 ff.);
 
Troja, Mykene, T., Orchomenos, hg. v. K. Demakopoulou, Ausst.-Kat. Nationalmuseum, Athen (Athen 1990).

Universal-Lexikon. 2012.