Orchọmenos,
vorgeschichtliche Siedlung in Nordwest-Böotien am Kopaissee beim heutigen Orchomenos nordöstlich von Levadia, Griechenland. Ausgrabungen erwiesen Orchomenos als ein frühes Kulturzentrum in neolithischer Zeit (4. Jahrtausend v. Chr.), erneute Besiedlung im 3. Jahrtausend (frühhellad. Rundhäuser) sowie um 2000 (mittelhellad. Rechteckhäuser und Keramik, so genannte minysche Keramik). 1600-1200, in mykenischer Zeit, größte Bedeutung als Hauptstadt der Minyer. Ein von H. Schliemann ausgegrabenes Kuppelgrab (»Schatzhaus des Minyas«, 14. Jahrhundert v. Chr.) zeigt große Ähnlichkeit mit dem »Schatzhaus des Atreus« in Mykene; in einer Seitenkammer wurde eine Deckenplatte aus grünem Schiefer mit verschieden reliefierten, kretisch beeinflussten Ornamentformen gefunden. Östlich des Grabs wurde der mykenische Palast entdeckt. Die Herren von Orchomenos legten das Kopaisbecken trocken, das nach 1200 v. Chr. wieder versumpfte; der Straßendamm blieb auch unter den Böotiern begehbar. Von den Thebanern 363 v. Chr. zerstört, wurde Orchomenos bald darauf (nach 335) von den Makedonen wieder aufgebaut; Alexander der Große ließ die Burgmauern erneuern. Ein kleines Theater (1 500-2 000 Zuschauer) aus dieser Zeit wurde freigelegt. Orchomenos besaß einen Asklepiostempel (Fundamente ausgegraben) und ein Charitenheiligtum. - Von einem byzantinischen Kloster der Panagia Theotokos ist eine Kreuzkuppelkirche von 874 erhalten.
Universal-Lexikon. 2012.