Tiberias,
Stadt in Israel, 212 m unter dem Meeresspiegel - 245 m über dem Meeresspiegel, am Westufer des Sees Genezareth (See von Tiberias), 37 600 Einwohner; Zentrum des am stärksten landwirtschaftlich genutzten Gebietes von Israel, das Bananen, Trauben, Datteln und Frühgemüse liefert; Fischerei. Wegen seines milden Winterklimas und seiner (schon im Altertum genutzten) radonhaltigen Thermalquellen ist Tiberias bedeutender Touristenort. - In der Nähe liegen viele heilige Stätten des Christentums (z. B. Kapernaum).
Wenige antike Überreste sind erhalten; in und bei Tiberias befinden sich Gräber bedeutender jüdischer Gelehrter (Elieser ben Hyrkanos, Akiba ben Josef, M. Maimonides u. a.).
26/27 n. Chr. von Herodes Antipas als Hauptstadt seiner Tetrarchie Galiläa-Peräa erbaut und nach Kaiser Tiberius benannt, wurde Tiberias zu einer hellenistischen, von frommen Juden zunächst gemiedenen Stadt. Das änderte sich jedoch seit der Zerstörung Jerusalems; gegen Ende des 2. Jahrhunderts war Tiberias palästinisches Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit. Hier wurde um 200 die Mischna zusammengestellt, um 400 der palästinische Talmud vollendet, im 8.-10. Jahrhundert das tiberische Vokalisationssystem der hebräischen Bibel entwickelt. Nach der Niederlage eines Kreuzfahrerheers gegen Saladin beim nahe gelegenen Hittin (1187) verlor Tiberias seine Bedeutung. Die Altstadt wurde um 1740 errichtet, die heutige Stadt entstand v. a. seit Beginn der Palästinasiedlungsbewegung (1882).
Universal-Lexikon. 2012.