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Temesvar
Temesvar
 
['tɛmɛʃvaːr], deutsch Tẹmeschburg, rumänisch Timişoara [timi'ʃo̯ara], ungarisch Temesvár ['tɛmɛʃvaːr], Hauptstadt des Kreises Timiş, Rumänien, in der fruchtbaren Banater Ebene am Südostrand des Alfölds, 90 m über dem Meeresspiegel, an der ab Temesvar schiffbaren und kanalisierten Bega, 329 100 Einwohner (starke ungarische Minderheit); kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt des Banats und einst Zentrum der Banater Schwaben; Sitz eines katholischen und reformierten Bischofs sowie eines rumänisch-orthodoxen und serbisch-orthodoxen Metropoliten; Universität, TU, Medizinische und Landwirtschaftsuniversität, Sternwarte, Banater Museum (mit Freilichtmuseum), Regionalmuseum, Nationaltheater (mit deutscher und ungarischer Abteilung), Opernhaus und Philharmonie; Handels- und Industriezentrum, u. a. Bau von Elektromotoren und Traktoren sowie Elektro- und elektronischen Geräten, Textil-, Nahrungsmittel-, Leder-, petrochemische, pharmazeutische, Holz- und keramische Industrie; Verkehrsknotenpunkt, internationaler Flughafen (seit 1980).
 
Stadtbild:
 
Huniade-Kastell (14.-15. Jahrhundert, 1856 wiederhergestellt, heute Museum); katholische Domkirche (errichtet 1736-54 nach Plänen von J. E. Fischer von Erlach), in der Nähe barocke Pestsäule; serbische Kathedrale (1745-48, Fassade 1791); Altes Stadthaus (1731-34); Palais des Prinzen Eugen (18. Jahrhundert); orthodoxe Kathedrale (20. Jahrhundert); große Parkanlagen (484 ha).
 
Geschichte:
 
Temesvar, an der Stelle dakischer und römischer Niederlassungen gelegen, war schon in der Völkerwanderungszeit befestigt und ist seit dem 12. Jahrhundert als administrativer Mittelpunkt bezeugt; im 14. Jahrhundert war es zeitweise Residenz der ungarischen Könige, seit 1552 unter osmanischer Herrschaft Hauptort des gleichnamigen Paschaliks. Nach der Befreiung durch Prinz Eugen von Savoyen-Carignan (1716) kam Temesvar zu Österreich (beziehungsweise Ungarn) und wurde Sitz der Landesadministration des Temescher Banats; neben Serben und Rumänen wurden deutsche Kolonisten angesiedelt (Banater Schwaben). Die 1723-65 errichtete Festungsanlage blieb in Teilen erhalten. 1919/20 kam Temesvar an Rumänien.
 
Eine v. a. von Armee und Securitate blutig unterdrückte Massendemonstration am 16. 12. 1989 in Temesvar, an der sich neben Rumänen besonders Angehörige der Minderheiten der Rumäniendeutschen und Rumänienungarn beteiligten, erfasste in den folgenden Tagen ganz Rumänien und führte zum Sturz des Diktators N. Ceauşescu (bis bis 22. 12.: 73 Tote in Temesvar).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Rumänien: Der Sturz der Diktatur
 

Universal-Lexikon. 2012.