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Steingefäße
Steingefäße,
 
kostbare, sorgfältig bearbeitete Gefäße aus Stein, im Alten Orient ab dem 9. Jahrtausend v. Chr. (dem Natufien) wohl zu kultischen Zwecken hergestellt. In Nordostirak (Jarmo, 7. Jahrtausend v. Chr.) wurden Gefäße aus Obsidian, in Südostiran (Tepe Jahja, 5./4. Jahrtausend) Chloritgefäße gearbeitet und mit Einlegearbeiten verziert; offenbar weit gehandelt (Fund in Nippur). In Irak gab es in den Kulturen von Tell Halaf, Tell Hassuna und Samarra Steingefäße, z. B. kleine, glatt geschliffene Alabastergefäße in Tell es-Sawwan (v. a. in Kindergräbern). Im 28. Jahrhundert entstand die in Register aufgeteilte Urukvase aus Alabaster mit flach geschnittenen Reliefs; ein anderes Beispiel aus dem 3. Jahrtausend ist eine plastisch reliefierte, aus Steatit gearbeitete Kultschale aus Ur. Aus derselben Zeit stammen reliefierte Steatitgefäße aus Chafadji (mit Szenen aus dem Gilgameschepos), aus dem frühen 2. Jahrtausend wurden in Ebla reliefierte Becken aus Basalt gefunden. Als Grabbeigaben fanden sich zahlreiche Steingefäße im Königsfriedhof von Ur (etwa 2500 v. Chr.). Aus Iran wurden im 3. Jahrtausend in Kerb- oder Flechtstil gearbeitete Steingefäße aus Steatit und Chlorit nach Mesopotamien exportiert.
 
Große Bedeutung hatten Steingefäße aus Marmor auf den Kykladen, besonders auf Naxos die der Grotta-Pelos-Gruppe (Kykladenkultur).
 
In Ägypten traten in vorgeschichtlicher Zeit (4. Jahrtausend v. Chr.) Steingefäße als Grabbeigaben neben Keramikgefäße; verarbeitete Materialien waren Hartgesteine (Basalt, Granit, Diorit). Eine große Zahl vollendet geformter und bearbeiteter Steingefäße des 3. Jahrtausends v. Chr. (1.-3. Dynastie) fand man in Pyramiden. Als Weihgaben wurden sie auch mit Namen der Pharaonen beschriftet. Alabaster blieb bis in die Spätzeit ein beliebtes Material für ägyptische Salb- und Schminktöpfe.
 
Auf Kreta regten ägyptische Vorbilder schon in der Vorpalastzeit zur Herstellung von Steingefäßen an. Näpfe, Teekannen, Schnabelkannen u. a. Gefäßtypen aus teils importierten Steinen (Alabaster, Basalt, Obsidian, Porphyr, Bergkristall, Malachit, Marmor) mit oft bewusst genutzten Maserungen fanden sich auf der damals mit Kreta verbundenen Insel Mochlos und in frühen Gräbern der Messara. Steingefäße, zu denen auch die steinernen Lampen zählen, wurden auf Kreta wenigstens bis ins 14. Jahrhundert v. Chr. gefertigt (und auf das griechische Festland exportiert). Besonders kostbare Spendengefäße aus Steatit verzierte man mit Einlegearbeiten (Stierkopfrhyton) oder Reliefs (»Schnittervase«) und überzog sie mit Blattgold. Steinschneidekunst.

Universal-Lexikon. 2012.