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Sienkiewicz
Sienkiewicz
 
[ɕɛȖ'kjɛvitʃ], Henryk, polnischer Schriftsteller, * Wola Okrzejska (bei Maciejowice, Woiwodschaft Siedlce) 5. 5. 1846, ✝ Vevey (Schweiz) 15. 11. 1916; entstammte dem polnischen Landadel, unternahm als Journalist Reisen durch Europa, nach Nordamerika und Ostafrika (»Listy z podróży do Ameryki« erschienen in der »Gazeta polska«, 1876-78, deutsch »Briefe aus Amerika«; »Listy z Afryki«, 2 Bände, 1891/92, deutsch »Briefe aus Afrika«). Während des Ersten Weltkriegs setzte er sich in der Schweiz für polnische Kriegsgefangene ein. Sienkiewicz begann mit Erzählungen, in denen er die schwierige Lage der polnischen Auswanderer in den USA schilderte (»Za chlebem«, 1880, deutsch »Ums liebe Brot«; »Latarnik«, 1882, deutsch »Der Leuchtturmwärter«) und die ausweglose Lage der von einheimischen Grundbesitzern und zaristischen Beamten bedrängten polnischen Bauern beschrieb (»Szkice węglem«, 1880; deutsch »Kohlenzeichnungen«). Im idealistischen Glauben an die Größe des eigenen Volkes wandte er sich dann dem historischen Roman zu, der durch die Darstellung der ruhmreichen polnischen Geschichte des 17. Jahrhunderts (Kriege gegen Schweden, Türken, Tataren) das polnische Volk aufrichten sollte, so die im gelungen archaischen Stil erzählte Trilogie »Ogniem i mieczem« (4 Bände, 1884; deutsch »Mit Feuer und Schwert«), »Potop« (6 Bände, 1886; deutsch »Sturmflut«), »Pan Wołodyjowski« (3 Bände, 1887/88; deutsch »Pan Wolodyjowski, der kleine Ritter«). Weltgeltung errang der Roman »Quo vadis?« (1896; deutsch), der die Zeit der Christenverfolgung unter Nero behandelt und für den er 1905 den Nobelpreis für Literatur erhielt. - Die zeitgenössischen Romane »Bez dogmatu« (1891; deutsch »Ohne Dogma«) und »Rodzina Połanieckich« (1895; deutsch »Die Familie Polaniecki«) setzen sich kritisch mit der sorglosen Haltung des polnischen Adels auseinander. Traditionell religiöse und politische Haltung bestimmt das Jugendbuch »W pustyni i w puszczy« (1911; deutsch »Durch Wüste und Wildnis«).
 
Weitere Werke: Erzählungen: Z pamiętnika poznańskiego nauczyciela (1879; deutsch Aus den Erinnerungen eines Posener Lehrers); Janko Muzykant (1880; deutsch Janko, der Musikant); Bartek zwycięża (1882; deutsch Bartel, der Sieger).
 
Romane: Krzyżacy, 4 Bände (1900; deutsch Die Kreuzritter); Legiony (1917; deutsch Die Legionen).
 
Ausgaben: Dzieła, herausgegeben von J. Krzyżanowski, 60 Bände (1949-55); Dzieła wybrane, 9 Bände (1991).
 
Werke, 12 Bände (1905-27); Gesammelte Werke, 11 Bände (1906-08).
 
Literatur:
 
W. Lednicki: H. S., a retrospective synthesis (Den Haag 1960);
 J. Krzyżanowski: H. S., żywot i sprawy (Warschau 41976);
 
H. S. Twórczość i recepcja, bearb. v. L. Ludorowski (Lublin 1991).

Universal-Lexikon. 2012.