Rịbbentrop,
Joachim von (seit 1925), Politiker, * Wesel 30. 4. 1893, ✝ (hingerichtet) Nürnberg 16. 10. 1946; Sohn eines Offiziers; nach freiwilligem Dienst in der Armee (1914-19) Kaufmann; trat 1932 in die NSDAP, 1933 in die SS ein und wurde bei der Vorbereitung des Kabinetts der »nationalen Konzentration« Verbindungsmann zwischen den konservativen Gruppen um F. von Papen und den Nationalsozialisten um H. Göring und H. Himmler. Nach der nationalsozialistischen »Machtergreifung« 1933 war Ribbentrop zunächst wichtigster außenpolitischer Berater Hitlers (Leiter der »Dienststelle Ribbentrop«, einer der miteinander konkurrierenden außenpolitischen Institutionen des nationalsozialistischen Staates). Gestützt auf Hitlers Vertrauen und die Zusammenarbeit mit Himmler, wurde Ribbentrop im April 1934 Sonderbeauftragter der Reichsregierung für Abrüstungsfragen, führte die Verhandlungen über das Deutsch-Britische Flottenabkommen (abgeschlossen am 18. 6. 1935). Ab August 1936 als Botschafter in Großbritannien beauftragt, ein deutsch-britisches Bündnis abzuschließen, wurde Ribbentrop zum strikten Gegner Großbritanniens, indem er, ursprünglich von der Realisierbarkeit eines Bündnisses überzeugt, die Unvereinbarkeit von nationalsozialistischer und britischer Politik erkannte. Nach der »Blomberg-Fritsch-Krise« wurde Ribbentrop am 4. 2. 1938 Außenminister (bis April 1945). Ehrgeizig, Hitler bis zum Schluss treu ergeben und ohne wirklich eigene Konzeption, war Ribbentrop - oft in vorauseilendem Gehorsam und an wilhelminisch-imperialistische Zielvorstellungen anknüpfend - bestrebt, die programmatischen und weltanschaulich begründeten außenpolitischen Vorgaben beziehungsweise Erwartungen seines »Führers« (Nationalsozialismus) v. a. durch propagandistisch hoch bewertete Bündnisse umzusetzen (besonders Antikominternpakt 1936, Stahlpakt 1939); als sein größter Erfolg galt der Abschluss des Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspaktes (23. 8. 1939 Hitler-Stalin-Pakt) und des Grenz- und Freundschaftsvertrages mit der UdSSR (28. 9. 1939. Nach Kriegsausbruch am 1. 9. 1939, den er wesentlich mit herbeigeführt hatte, verlor er zunehmend an Einfluss. Trotz innerer Abneigung war Ribbentrop maßgeblich an der Umsetzung der Pläne zur »Endlösung der Judenfrage« (Holocaust) beteiligt. - Ribbentrop, am 14. 6. 1945 verhaftet, wurde im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess am 1. 10. 1946 zum Tod verurteilt.
Ausgabe: Zwischen London und Moskau. Erinnerungen und letzte Aufzeichnungen, herausgegeben von A. von Ribbentrop (1953).
W. Michalka: R. u. die dt. Weltpolitik 1933-1940 (1980);
P. Longerich: Propagandisten im Krieg. Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter R. (1987);
M. Bloch: R. (Neuausg. London 1994).
Universal-Lexikon. 2012.