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Raskolniki
Raskọlniki
 
[russisch »Schismatiker«], Singular Raskọlnik der, -(s), russische Kirchengeschichte: abwertende Bezeichnung für die Anhänger des Raskol; Selbstbezeichnung Altgläubige (russisch Starowerzy), auch Altritualisten (russisch Staroobrjadzy). An der Spitze der Raskolniki stand der Oberpriester P. Awwakum. Die Raskolniki beharren bis heute auf der altrussischen Tradition in kirchlichem Brauchtum (besonders dem Schlagen des Kreuzzeichens mit zwei Fingern gegenüber dem griechischen »Dreifingerkreuz«), Liturgie und Riten; sie spalteten sich bald in zwei Hauptzweige auf. Da sich über fast zwei Jahrhunderte kein Bischof den Raskolniki anschloss, verzichtete der eine Zweig generell auf das Weihepriestertum und die damit verbundenen Sakramente und Segnungen. Diese Raskolniki werden daher als Bespopowzy (»Priesterlose«) bezeichnet. Heute leben rd. 80 % der priesterlosen Altgläubigen im Baltikum, wo sie sich Pomorzy (von russisch »po more« »am Meer entlang«) nennen; ein weiteres Zentrum ist Moskau. Den zweiten Hauptzweig bilden die Popowzy (»Priestertreuen«), deren Priester bis zum Übertritt eines griechischen Metropoliten (1847) Konvertiten aus der Staatskirche waren. Innerhalb beider Gruppen kam es zu weiteren Spaltungen, die im Hinblick auf das Verhältnis zur Staatsmacht, aber auch zu theologischen Fragen unterschiedliche Positionen entwickelten (Fedossejewzy, Filipponen). Aufschlussreich für die Frühgeschichte der Raskolniki ist die Autobiographie des Mönchs Epifanij. Der 1656 und 1667 gegen die Raskolniki ausgesprochene Kirchenbann wurde 1971 durch das Landeskonzil der russisch-orthodoxen Kirche aufgehoben. Dem damit verbundenen Wunsch nach einer Wiederannäherung stehen die Raskolniki allerdings eher abwartend-distanziert gegenüber.
 
Literatur:
 
P. Hauptmann: Altruss. Glaube (1963);
 G. Stricker: Die Altgläubigen auf dem Boden des Russ. Reiches, in: Religionen in der UdSSR. Unbekannte Vielfalt in Gesch. u. Gegenwart, hg. v. O. Basse u. a. (Zollikon 1989);
 G. Stricker: Religionen in Rußland. Darst. u. Daten zu Gesch. u. Gegenwart (1993);
 W. Hollberg: Das russ. Altgläubigentum. Seine Entstehung u. Entwicklung, 2 Bde. (1994);
 
Das Gute behaltet. Kirchen u. religiöse Gemeinschaften in der Sowjetunion u. ihren Nachfolgestaaten, hg. v. H.-C. Diedrich u. a. (1996).

Universal-Lexikon. 2012.