Polesi|en,
Polẹsje die oder das, Polẹssje, russisch Polẹsskaja nịsmennost, früher Prịpjetsümpfe, Rokịtnosümpfe, ausgedehnte Flussniederung im Süden Weißrusslands, im Nordwesten der Ukraine und im Westen von Russland, im Einzugsgebiet von Pripjet, Dnjepr und Desna, 100-230 m über dem Meeresspiegel (maximal 316 m über dem Meeresspiegel), 270 000 km2. Das besonders aus Sandablagerungen bestehende Flachland wird von Wäldern (ein Drittel der Fläche; v. a. Kiefern), Seen, Sümpfen, Flachmooren und Wiesen eingenommen. Polesien ist schwach besiedelt (nur auf höher gelegenen Sandinseln). Durch Entwässerung (etwa 1 Mio. ha) wurde Ackerland für den Flachs-, Kartoffel- und Roggenanbau gewonnen. Wirtschaftliche Bedeutung haben auch Milchviehhaltung, Holzwirtschaft sowie die Nutzung der Torf-, Kalisalz- (bei Soligorsk und Starobin), Braunkohle- und Erdölvorkommen. Am Oberlauf des Ubort Naturschutzgebiet (20 097 ha).
Als Stammesgebiet der Dregowitschen Teil des Kiewer Reiches (Fürstentum Turow), wurde Polesien zu Beginn des 14. Jahrhunderts dem litauischen Herrschaftsbereich eingegliedert. Nach der Union von Lublin (1569) gehörte der Süden (Woiwodschaft Wolhynien) zum polnischen, der Norden (Woiwodschaft Brest-Litowsk) zum litauischen Reichsteil. Mit der 3. Polnischen Teilung 1795 kam ganz Polesien an Russland, mit dem Frieden von Riga (1921) wieder an Polen (eigene Woiwodschaft Polesien, Hauptstadt: Brest-Litowsk). 1939 wurde Polesien von der UdSSR besetzt.
Universal-Lexikon. 2012.