Plechạnow,
Georgij Walentinowitsch, russischer Revolutionär, * Gudalowka (Gebiet Lipezk) 11. 12. 1856, ✝ Terijoki (heute Selenogorsk) 30. 5. 1918, Sohn eines adligen Grundbesitzers; schloss sich als Student den »Narodniki« an, nach deren Spaltung 1877 einer der Führer der gemäßigten Gruppe der »Schwarzen Umverteilung«; emigrierte 1880 und gründete 1883 in Genf den marxistischen Bund »Oswoboschdenije truda« (»Befreiung der Arbeit«), eine Keimzelle der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands. Plechanow, der durch seine einprägsamen, systematisierenden Formulierungen eines an F. Engels orientierten Materialismus und deterministischen Geschichtsschemas zum wirkungsvollsten Theoretiker der russischen Marxisten wurde, war 1889 russischer Delegierter der Zweiten Internationale und bis 1904 Mitglied ihrer Exekutive. Gegen den reformerischen Ökonomismus gründete er mit L. Martow und Lenin 1900 in Leipzig die Zeitschrift »Iskra«. Auf dem 2. Parteitag der russischen Sozialdemokratie in Brüssel und London (1903), der zur Spaltung der Partei in Bolschewiki und Menschewiki führte, stand er zunächst an der Seite Lenins, schloss sich dann den Menschewiki an. 1917 kehrte er nach Russland zurück und wandte sich mit der sozialdemokratischen Gruppe um die Zeitschrift »Jedinstwo« (Einheit) gegen die Aprilthesen Lenins und den Revolutionskurs der Bolschewiki.
Ausgaben: Sočinenija, 24 Bände (1923-27); Literaturnoe nasledie G. V. Plechanow, 8 Bände (1934-40); Izbrannye filosofskie proizvedenija, 5 Bände (1956-58).
J. C. Traut: Plechanov u. das russ. Volkstümlertum (1983);
D. Jena: Georgi W. P. Historisch-polit. Biogr. (Berlin-Ost 1989);
Universal-Lexikon. 2012.