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phönikische Schrift
phönikische Schrift,
 
v. a. seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. normierte Buchstabenschrift (22 Buchstaben) im syrisch-palästinensischen Raum, deren Ursprünge auf etwa die Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. zurückgehen. Die phönikische Schrift war als reine Konsonantenschrift konzipiert; bestimmte Zeichen wurden jedoch auch als Lesehilfen für Vokale gebraucht (z. B. w für u, j für i). Die phönikische Schrift ist aus den altkanaanäischen Schriften abgeleitet und der Ausgangspunkt aller semitischen Konsonantenschriften (z. B. Hebräisch und Arabisch) sowie der griechischen und der lateinischen Schrift; die Schriftrichtung verläuft von rechts nach links. Als ältester zusammenhängender Text ist die in Byblos gefundene Inschrift auf dem Kalksteinsarkophag des Königs Achiram (um 1 000 v. Chr.) erhalten, jünger ist die Bauinschrift des Königs Jechimilk. Aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. stammt eine Sarginschrift des Königs Eschmunazar von Sidon. Das älteste Denkmal in phönikischer Schrift außerhalb des phönikischen Kernlandes ist die Siegessäule des Königs Mescha von Moab (842 v. Chr.). Phönikische Inschriften fanden sich auch auf Zypern (750 v. Chr.), Delos, Sizilien, Sardinien, Ischia, in Karthago, Marseille und Carpentras, hethitisch-phönikische Bilinguen in Karatepe, phönikisch-griechische auf Zypern und Malta, etruskisch-punische in Pyrgi und lateinisch-punische in Leptis Magna, Graffiti in Abydos.
 
Literatur:
 
M. Lidzbarski: Hb. der nordsemit. Epigraphik, 2 Tle. (1898, Nachdr. 1962);
 M. Dunand: Byblia grammata (Beirut 1945);
 M. G. Guzzo Amadasi: Le iscrizioni fenicie e puniche delle colonie in Occidente (Rom 1967);
 H. Donner u. W. Röllig: Kanaanäische u. aramäische Inschriften, 3 Bde. (3-41973-79);
 G. R. Driver: Semitic writing from pictography to alphabet (Neuausg. London 1976);
 W. Röllig: Das phöniz. Alphabet u. die frühen europ. Schr., in: Die Phönizier im Zeitalter Homers, hg. v. U. Gehrig u. a., Ausst.-Kat. (1990).

Universal-Lexikon. 2012.