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Pariser Kommune
I
Pariser Kommune,
 
Geschichte: Kommune 3).
II
Pariser Kommune
 
Während im Deutsch-Französischen Krieg die Hauptstadt Paris von den deutschen Armeen eingeschlossen wurde, kam es zu einer ersten heftigen Kontroverse zwischen der »Regierung der nationalen Verteidigung« und den republikanischen Vertretern der 20 Stadtbezirke, die der Regierung Untätigkeit gegenüber dem Feind vorwarfen und ihren Rücktritt verlangten.
 
Der Gegensatz zwischen der Regierung und der von der Nationalgarde angeführten Pariser Protestbewegung verschärfte sich, als nach der Unterzeichnung des Waffenstillstandes (28. Januar 1871) auf Bismarcks Drängen, der einen Friedensvertrag nur mit einer legalen Regierung aushandeln wollte, Wahlen zur Nationalversammlung ausgeschrieben wurden, aus denen Anfang Februar ein Parlament hervorging, in dem Konservative und Monarchisten mehr als zwei Drittel der Sitze einnahmen. Die Abgeordneten wählten aus Furcht vor äußerem Druck Versailles zum Tagungsort.
 
Regierung und Nationalversammlung wollten den Widerstandswillen der Pariser Aufständischen brechen und versuchten zunächst, die Nationalgarde aufzulösen. Doch die Enttäuschung über die nationale Niederlage und die Empörung über die unsoziale Innenpolitik der neuen Regierung waren bei den republikanisch- revolutionären Kräften so groß, dass die Regierung und die Armee von Paris nach Versailles fliehen mussten. Die Aufständischen glaubten gesiegt zu haben (18. März 1871). Sie schrieben Kommunalwahlen aus und riefen die Bevölkerung in den Provinzen auf, sich dem Pariser Beispiel anzuschließen.
 
Die neu gewählte Kommune übernahm die Regierungsgewalt in der Stadt. Sie erließ erste Arbeiterschutzgesetze, verfügte die Gleichberechtigung der Frau und die Trennung von Kirche und Staat. In der Kommune waren neben sehr unterschiedlichen republikanischen und sozialistischen Richtungen auch Mitglieder der Ersten Internationale vertreten. Die Nationalversammlung stellte jedoch gegen die Pariser Kommune eine neue Armee auf. Die Pariser Bevölkerung erlebte eine zweite Belagerung, die Hungersnöte, Elend und Tod brachte. Anfang Mai erteilte Regierungschef Adolphe Thiers den Befehl zur Rückeroberung der Hauptstadt.
 
In Straßenschlachten, in denen um jede Barrikade, um jeden Straßenzug erbittert gerungen wurde, eroberten die Regierungstruppen schließlich die Stadt in der »blutigen Woche« vom 21. bis 28. Mai. Sie gingen dabei mit größter Härte gegen die Aufständischen vor, Massenerschießungen, auch von Frauen, Kindern und Greisen, waren an der Tagesordnung. Die genaue Anzahl der Toten auf der Seite der Aufständischen konnte nicht festgestellt werden, die Angaben schwanken zwischen 25 000 und 40 000. Aber der Terror der Sieger wütete weiter. Viele Tausende wurden verhaftet und verurteilt. Es kam zu Massendeportationen und Verbannungen. Erst 1880 wurden die Überlebenden amnestiert. Die französische Arbeiterbewegung hatte einen schweren Schlag erlitten.

Universal-Lexikon. 2012.