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Music-Box
Music-Box
 
[englisch/amerikanisch, 'mjuːzɪkbɔks], auch Jukebox, Münzautomat zum Abspielen von Schallplatten; bestückt je nach Größe mit etwa fünfzig bis maximal zweihundert Singles, deren Titel auf einer Programmtafel angezeigt sind und nach Geldeinwurf über eine Wähleinrichtung abgerufen werden können. Die Transportmechanik im Apparat entnimmt dann dem Plattenspeicher die entsprechende Single und legt sie mit dem gewünschten Titel abspielbereit auf die als automatischer Plattenspieler ausgelegte Spieleinrichtung. Verstärker und Lautsprecher befinden sich ebenfalls in den in öffentlichen Lokalen aller Art aufgestellten Geräten. Eine Reihe von Fabrikaten ist zusätzlich noch mit Programmiereinrichtungen ausgerüstet und lässt so eine Vorauswahl von nicht selten zehn und mehr Titeln zu, die hintereinander, mit entsprechendem Mengenrabatt in der Bezahlung, zum Abspiel kommen.
 
Die erste Music-Box wurde am 23.11.1889 durch Louis Glass im Palais Royal Saloon von San Francisco aufgestellt. In den Zwanzigerjahren entwickelte sie sich in den USA binnen kurzer Zeit zum beherrschenden Faktor des Musikgeschäfts, waren die Automatenaufsteller doch bis in die Fünfzigerjahre hinein die Hauptabnehmer von Schallplatten, wobei die damaligen Geräte für die 25-cm-Schellackplatten ausgelegt gewesen sind. 1939 gingen beispielsweise 13 Millionen Platten, mehr als siebzig Prozent der Gesamtproduktion, direkt in die Musikautomaten. Ihre Bedeutung für die Entwicklung der populären Musik ist daher kaum zu überschätzen. Bei den in regelmäßigen, sehr bald schon in wöchentlichen Abständen erfolgenden Neubestückungen des Plattenspeichers diente die durch ein Zählwerk registrierte Abspielhäufigkeit jedes Titels als Orientierung, sodass auf diese Weise die Musikbedürfnisse nach einem kommerziell orientierten Kriterienkatalog in quantifizierbare Marktstrukturen umgewandelt wurden, auf die sich wiederum die Plattenfirmen einstellten. So ist schließlich ein ökonomischer Regelkreis entstanden, der im Grundprinzip noch heute das Musikgeschäft beherrscht, nur dass die Orientierungsgrößen inzwischen die Charts mit ihren Auflistungen der meistverkauften Tonträger liefern. Erst die relativ billige Single hat die Schallplatte dann zu einem individuell genutzten Massenmedium werden lassen und das Automatengeschäft mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt. Dennoch sind es immer noch rund 12 Prozent der jährlich verkauften Singles, die an die Automatenaufsteller gehen. Allein in Großbritannien sind noch etwa 65000 Music-Boxes im Betrieb. Seit 1979 ist mit den Videodisc-Automaten (Videodisc) auch eine Video-Version der Music-Box hinzugekommen. Als letzter Schritt wurde 1986 in den USA unter der Bezeichnung Lasermusic dann schließlich noch eine CD-bestückte (CD), vollelektronische Variante des Musikautomaten konstruiert. Ungeachtet dieser Entwicklung ist die Music-Box heute eine Randerscheinung des Musikgeschäfts.

Universal-Lexikon. 2012.