Mọleschott
[-sxɔt], Jacob, niederländischer Physiologe und Philosoph, * Herzogenbusch 9. 8. 1822, ✝ Rom 20. 5. 1893; 1847-54 Privatdozent in Heidelberg; war Professor in Zürich (1856), Turin (1861) und Rom (1879). In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts neben C. Vogt, L. Büchner und E. Haeckel einflussreichster Vertreter eines naturwissenschaftlichen begründeten Materialismus, wollte die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit modernisieren und demokratisieren; das erklärt sein Bemühen um eine populäre Darlegung seiner Version des Materialismus. Philosophisch berief er sich v. a. auf L. Feuerbach. Seine Grundthese war die der Einheit von Kraft und Stoff, von Materie und Bewegung. Moleschott betonte insbesondere die physiologische Abhängigkeit allen psychischen Geschehens, vernachlässigte jedoch historische, soziale und Umwelteinflüsse. Seine exakten physiologischen Untersuchungen trugen deutlich zur Entwicklung der physiologischen Chemie bei.
Ausgabe: Karl Vogt, J. Moleschott, Ludwig Büchner. Schriften zum kleinbürgerlichen Materialismus in Deutschland, herausgegeben von D. Wittich, 2 Bände (1971).
Universal-Lexikon. 2012.