Maranhão
[mara'ɲãu̯], Bundesstaat in Nordbrasilien, 333 366 km2, (1996) 5,22 Mio. Einwohner, Hauptstadt São Luís. Maranhão liegt auf der Nordabdachung des Brasilianischen Berglandes, die Küste wird von einem flachen Hügelland begleitet. Wirtschaftliche Bedeutung haben die Babassupalmenwälder (die Babassunüsse liefern Öl für Seifen- und Margarineherstellung); im Norden herrscht tropischer Regenwald vor. Die v. a. in den Flusstälern und an der Küste siedelnde Bevölkerung betreibt hauptsächlich Landwirtschaft mit Baumwoll-, Reis-, Obst-, Tabak-, Bohnen-, Maniok-, Mais-, Zuckerrohranbau und Viehzucht; die Industrie ist auf die Verarbeitung der Agrarprodukte beschränkt.
Die Küste des heutigen Staates Maranhão wurde 1500 von Spaniern entdeckt. Portugal errichtete 1534 ein Kapitanat Maranhão. In der Folge kämpften europäische Mächte um Einfluss in der Region: Franzosen gründeten seit 1594 erste Siedlungen, 1612 errichteten sie ein Fort auf der Insel São Luís; 1615 folgten die Portugiesen, 1641-44 hielten die Niederländer die Insel besetzt. 1621-1774 bildeten die nördlichen Territorien des portugiesischen Brasilien die selbstständige Verwaltungseinheit »Estado do Maranhão«. Danach wurde Maranhão der brasilianischen Kolonialverwaltung unterstellt. Während der Kolonialzeit unterhielten die Jesuiten Missionsgebiete, in denen sie die einheimische Tupinambá in der Landwirtschaft unterwiesen. 1823 schloss sich die Bevölkerung Maranhãos dem neu geschaffenen brasilianischen Kaiserreich an. Heute zählt Maranhão zu den besonders armen Bundesstaaten Brasiliens.
J. F. Lisboa: Crônica do Brasil colonial. Apontamentos para a história do M. (Petrópolis 1976).
Universal-Lexikon. 2012.