Mandelstạm,
Mandelschtạm, Mandelštạm [-ʃt-],
1) Nadeschda Jakowlewna, russische Schriftstellerin, * Saratow 31. 10. 1899, ✝ Moskau 29. 12. 1980, seit 1922 Ȋ mit 2); begleitete ihren Mann in die Verbannung. Ihre im Ausland veröffentlichten Memoirenbände »Vospominanija« (New York 1970; deutsch »Das Jahrhundert der Wölfe«) und »Vtoraja kniga« (Paris 1972; deutsch »Generation ohne Tränen«) geben Einblick in das Leben der russischen Intelligenzija zur Stalinzeit.
2) Ossip Emiljanowitsch, russischer Dichter, * Warschau 15. 1. 1891, ✝ in einem Lager in der Nähe von Wladiwostok 27. 12. 1938; Ȋ mit 1); stand zunächst dem französischen und russischen Symbolismus nahe, schloss sich dann den Akmeisten an, wahrte jedoch ihnen wie auch den nachrevolutionären Gruppierungen gegenüber eine eigene Position. Dies führte unter der Sowjetherrschaft zu seiner zunehmenden Isolierung und schließlicher Verfemung: Er lebte 1934-37 in der Verbannung und wurde 1938 zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt; 1956 rehabilitiert. - Mandelstams Lyrik schöpft aus der alten europäischen Tradition, nutzt poetisch die historisch-etymologische Möglichkeiten des Wortmaterials und ist durch die Fülle von Assoziationen nicht immer leicht verständlich, obwohl formal klar und streng. Seine vielschichtige, keiner der herkömmlichen Gattungen zuzuordnende Prosa folgt der Lyrik.
Werke: Gedichte: Kamen' (1916); Tristia (1922).
Prosa: Šum vremeni (1925; deutsch Das Rauschen der Zeit; 1928 erweitert als: Egipetskaja marka; deutsch Die ägyptische Briefmarke); Putešestvie v Armeniju (1933; deutsch Die Reise nach Armenien).
Essays: O poėzii (1928); Razgovor o Dante (entstanden 1933, herausgegeben 1967; deutsch Gespräch über Dante).
Aufsatz: Utro akmeizma (1919).
Ausgaben: Sobranie sočinenij, herausgegeben von G. P. Struve, 4 Bände (1-21967-81); Stichotvorenija, herausgegeben von N. A. Struve (Neuausgabe 1983).
Gedichte, übersetzt von P. Celan (1959); Werkausgabe, herausgegeben von R. Dutli, auf mehrere Bände berechnet (6.-9. Tausend 1991 ff.); Hufeisenfinder. Gedichte, herausgegeben von F. Mierau (61993); »Armenien, Armenien!« Prosa, Notizbuch, Gedichte 1930-1933, herausgegeben von R. Dutli (1994); Die »Woronescher Hefte«. Letzte Gedichte 1935-1937, herausgegeben von R. Dutli (1996).
J. Baines: M. The later poetry (ebd. 1976);
R. Dutli: Europas zarte Hände. Essays über O. M. (Zürich 1995).
Universal-Lexikon. 2012.