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Kriegsfinanzierung
Kriegsfinanzierung,
 
die Beschaffung der finanziellen Mittel für den öffentlichen Bedarf im Kriegsfall. Unter den verschiedenen Formen der Kriegsfinanzierung haben die Vorfinanzierung durch Bildung eines Kriegsschatzes (z. B. Juliusturm) und die Finanzierung durch ausländische Subsidien und Kontributionen in früheren Jahrhunderten eine wichtige Rolle gespielt. Eine Verschärfung der Besteuerung erwies sich im 20. Jahrhundert bei der Höhe des Finanzierungsbedarfes als nicht mehr ausreichend, sodass bei der Kriegsfinanzierung in erster Linie auf Anleihenfinanzierung und staatliche Geldschöpfung (Notenbankkredite und kurzfristige Schatzwechsel mit der Folge von Inflation und oft auch Währungszusammenbruch) zurückgegriffen wurde. Teilweise wurden die Kriegskosten auch durch Zuflüsse und Hilfsleistungen aus dem Ausland gedeckt. Die Kriegsschulden der europäischen Staaten an die USA belasteten die internationale Wirtschaft nach dem Ersten Weltkrieg schwer, daher haben die USA im Zweiten Weltkrieg ihre Hilfe an die Verbündeten durch das Lend-Lease-System gewährt.
 
Das Deutsche Reich bemühte sich im Ersten Weltkrieg, nach der Vorfinanzierung der Kriegsausgaben durch kurzfristige Notenbankverschuldung jeweils eine Konsolidierung der aufgelaufenen schwebenden Schuld durch langfristige Anleihen zu erreichen (insgesamt neun Kriegsanleihen mit rd. 97 Mrd. Mark Erlös). Die Kaufkraftabschöpfung durch Steuern setzte erst 1916 ein und spielte nur eine untergeordnete Rolle. Mehr als 50 Mrd. M kurzfristige Reichsschulden konnten nicht durch langfristige Anleihen abgelöst werden und bildeten bei Kriegsende ein Inflationspotenzial. Im Zweiten Weltkrieg griff das Deutsche Reich in großem Stil zur »geräuschlosen« Kriegsfinanzierung: Die im Zuge der Geldschöpfung neu entstandenen Einkommen wurden mittelbar wieder abgesaugt durch Kreditaufnahme bei den Kapitalsammelstellen (Banken, Versicherungen), denen die Gelder wegen der durch Rationierung der Güter beschränkten Anlagemöglichkeiten nach einiger Zeit zwangsläufig zufließen mussten. Kriegsanleihen wurden nicht aufgelegt. Durch Steuern wurde rd. ein Drittel der gesamten Reichsausgaben von 1939 bis 1945 finanziert.
 
Literatur:
 
M. Lanter: Die Finanzierung des Krieges (Luzern 1950);
 L. Köllner: Militär u. Finanzen. Zur Finanzgesch. u. Finanzsoziologie von Militärausgaben in Dtl. (1982);
 W. A. Boelcke: Die Kosten von Hitlers Krieg. K. u. finanzielles Kriegserbe in Dtl. 1933-1948 (1985).

Universal-Lexikon. 2012.