Konzeptịsmus
der, -, Conceptịsmo [kɔnθɛp-], die in allen Gattungen der spanischen Literatur des Barock vorherrschende Stilrichtung. Sie basiert auf der systematischen Verwendung von »conceptos« (italienisch »concetti«; Concetti), überraschenden, fantasievoll erfundenen, häufig mehrdeutigen Gedankenfiguren, Metaphern, Bildern und Wortspielen, deren schwierige Aufschlüsselung als ästhetisches Vergnügen empfunden wurde. Sie verlangten von Autor und Leser »ingenio« (Erfindungskraft, schöpferische Begabung) und »agudeza« (Scharfsinn). Als erster Vertreter des Konzeptismus gilt Alonso de Ledesma (* 1562, ✝ 1623; »Conceptos espirituales«, 3 Teile, 1600-12), als Hauptrepräsentant F. Gómez de Quevedo y Villegas und als Theoretiker B. Gracián y Morales (»Arte de ingenio«, 1642, neu bearbeitet 1648 als »Agudeza y arte de ingenio«). Die frühere strikte Abgrenzung gegenüber dem Culteranismo (L. de Góngora y Argote) gilt heute als überholt; Elemente beider Strömungen finden sich auch im Theater bei L. F. de Vega Carpio und P. Calderón de la Barca sowie in den Predigten von H. F. de Paravicino y Arteaga. Der Konzeptismus als nur noch rethorischen Umgang mit der Wirklichkeit, als Streben nach Dunkelheit, Exklusivität und häufig nur sprachliche Originalität ist Ausdruck der konfliktreichen, doch geistig strikt kontrollierten spanischen Gesellschaft des Siglo de Oro (Gegenreformation, Inquisition). Er hat die Wende von den Wörtern hin zu den Sachen im Zuge der Aufklärung in Spanien stark verzögert.
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Universal-Lexikon. 2012.