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Gleich|nis ['glai̮çnɪs], das; -ses, -se:kurze Erzählung, die einen abstrakten Sachverhalt im Bild deutlich zu machen sucht:
etwas durch ein Gleichnis erläutern; das Gleichnis vom verlorenen Sohn.
Syn.: ↑ Parabel.
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Gleich|nis 〈n. 11〉 vergleichende Nebeneinanderstellung zweier in einem wesentl. Punkt ähnlicher Geschehen ● etwas durch ein \Gleichnis anschaulich machen, deutlich machen, erklären, darstellen [<ahd. gilihnissa, eigtl. „was sich mit etwas anderem vergleichen lässt“; → gleich]
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Gleich|nis , das; -ses, -se [mhd. gelīchnisse, ahd. gilīhnissa, eigtl. = das, was sich mit etwas anderem vergleichen lässt]:
kurze bildhafte Erzählung, die einen abstrakten Gedanken od. Vorgang durch Vergleich mit einer anschaulichen, konkreten Handlung [mit belehrender Absicht] verständlich machen will:
das G. vom verlorenen Sohn;
etw. in einem G. ausdrücken, durch ein G. erläutern.
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Gleichnis,
1) Literatur: Form des sprachlichen Vergleichs, bei dem ein Vorgang, auch eine Vorstellung oder ein Zustand durch einen entsprechenden Sachverhalt aus einem anderen sinnlich konkreten, dem Vorstellungsvermögen der Leser/Hörer näher stehenden Bereich veranschaulicht wird, wobei beide Vorstellungen in einem wesentlichen Moment, dem Tertium comparationis, zusammenfallen: »Die Nachricht von seinem Tode wirkte wie ein Blitz aus heiterem Himmel«. Während der bloße Vergleich zwei Einzelvorstellungen einander zuordnet (»klug wie die Schlangen«), erweitert das Gleichnis das Vergleichsmoment zu einem selbstständigen Zusammenhang, wie das oft für die Gleichnis der Epik, insbesondere die Homers, charakteristisch ist. Anders als bei der Metapher setzt das Gleichnis das Bild nicht an die Stelle der Sache (»Frühling des Lebens« für »Jugendzeit«), sondern stellt beides, meist durch eine Konjunktion verbunden, nebeneinander. Darin unterscheidet sich das Gleichnis auch von der Parabel, aus der der gemeinte geistige oder sittliche Grundsatz erst durch Analogie erschlossen werden muss.
Literatur: Bild.
2) Religionswissenschaft: In der originalen Verkündigung der Religionsstifter (Buddha, Jesus und Mohammed), aber auch in heiligen Schriften (in den Veden, im Alten Testament und Neuen Testament) dienen die Gleichnisse der Verdeutlichung der Lehre oder dem Gegenteil, der Geheimhaltung vor der breiten Öffentlichkeit.
Die biblischen Gleichnisse sind bildhafte Vergleiche oder Parabeln, die religiöse Wahrheiten durch Vorgänge und Erzählungen aus Natur und Menschenleben veranschaulichen. Die ältesten Beispiele sind die Fabel des Jotham (Richter 9, 7-15) und die Parabel des Nathan (2. Samuel 12, 1-12). Gleichnisse in großer Zahl sind v. a. von Jesus überliefert.
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Gleich|nis, das; -ses, -se [mhd. gelīchnisse, ahd. gilīhnissa, eigtl. = das, was sich mit etwas anderem vergleichen lässt]: kurze bildhafte Erzählung, die einen abstrakten Gedanken od. Vorgang durch Vergleich mit einer anschaulichen, konkreten Handlung [mit belehrender Absicht] verständlich machen will: es klingt wie ein dunkles G., dass kurz vor seinem politischen Zusammenbruch noch eine Figur auftaucht, welche Charon heißt (Thieß, Reich 112); Ich möchte das, was ich meine, an einem G. aus der Mathematik verdeutlichen (Thielicke, Ich glaube 151); das G. vom verlorenen Sohn; ein G. gebrauchen, deuten; etw. in einem G. ausdrücken, durch ein G. erläutern; in -sen reden.
Universal-Lexikon. 2012.