Kandịnsky,
Wassily, russisch Wassilij Wassiljewitsch Kandịnskij, französischer Maler und Grafiker russischer Herkunft, * Moskau 4. 12. 1866, ✝ Neuilly-sur-Seine 13. 12. 1944; Ökonom und Jurist (Lehrauftrag in Moskau); kam 1896 nach München, wo er 1900 Schüler von F. von Stuck wurde. Zwischen 1904 und 1906 lebte er längere Zeit in Tunis und Paris. 1909 erwarb er mit seiner Lebensgefährtin Gabriele Münter (bis 1914) ein Haus in Murnau, wo beide häufig malten. Kandinsky gehörte zu den Mitbegründern der Neuen Künstlervereinigung München (1909) und des Blauen Reiters (1911). 1914-21 wirkte er in Russland, ab 1922 am Bauhaus in Weimar und Dessau. 1924 bildete er mit P. Klee, L. Feininger und A. von Jawlensky die Gruppe der »Blauen Vier«. 1933 emigrierte er nach Paris, wo er Verbindung mit der Gruppe Abstraction-Création aufnahm. - Kandinskys frühe Münchner Bilder standen im Schnittpunkt von Jugendstil und russischer Volkskunst, deren Ikonographie lange in seinen Werken nachwirkte. 1908/09 gehörte er zu den wichtigsten Expressionisten in Deutschland 1910 malte er sein erstes abstraktes Aquarell, das die kontinuierliche Entwicklung der abstrakten Malerei einleitet. In seiner im selben Jahr verfassten grundlegenden Schrift »Das Geistige in der Kunst« (1912 veröffentlicht) formulierte er den Anspruch der abstrakten Malerei, die materialistische Haltung des 19. Jahrhunderts zu überwinden. Auf die impulsiven »Improvisationen«, die den unmittelbaren Natureindruck wiedergebenden »Impressionen« und die auf einem farblichen Bezugssystem beruhenden »Kompositionen« folgten - nach der Begegnung mit den russischen Konstruktivisten - zunehmend geometrisch und linear gefestigte Bilder, in denen die Richtungskräfte von Fläche und Linie dynamische Spannungen erzeugen. In seiner Bauhaus-Schrift »Punkt und Linie zur Fläche« (1926) legte er die fundamentale Harmonielehre der abstrakten Malerei dar. Das Pariser Spätwerk öffnete sich einer Formenwelt mit figurativen, biomorphen Assoziationen. Als Grafiker bevorzugte Kandinsky zunächst den Holzschnitt, später die Radierung (Zyklen: »Klänge«, 55 Holzschnitte, 1912; »Kleine Welten«, vier Radierungen, sechs Farblithographien und zwei einfarbige Holzschnitte, 1922).
Schriften: Die gesammelten Schriften, herausgegeben von H. K. Roethel, auf mehrere Bände berechnet (1980 folgende).
W. Grohmann: W. K., Leben u. Werk (1958);
H. K. Roethel: Das graph. Werk (1970);
K. u. München, hg. v. A. Zweite (1982);
K. in Rußland u. am Bauhaus, 1915-1933, Ausst.-Kat. (Zürich 1984);
W. K. Zeichnungen u. Aquarelle, Ausst.-Kat. (1988);
W. K. Die erste sowjet. Retrospektive. Gemälde, Zeichnungen u. Graphik aus sowjet. u. westl. Museen, hg. v. S. Ebert-Schifferer, Ausst.-Kat. (Bern 1989);
R. Gollek: W. K., frühe Landschaften (41990);
V. E. Barnett: K. Werkverzeichnis der Aquarelle, 2 Bde. (a. d. Engl., 1992-94);
Der frühe K. 1900-1910, hg. v. M. M. Moeller, Ausst.-Kat. Brücke-Museum Berlin (1994);
W. K., hg. v. J. M. Faerna (a. d. Span., 1995);
G. Kleine: Gabriele Münter u. W. K. Biogr. eines Paares (Neuausg. 31996);
P. A. Riedl: W. K. (27.-28. Tsd. 1996).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Kandinskys Weg zur Abstraktion: Eigenwertige Farben und Formen
Universal-Lexikon. 2012.