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Junges Deutschland
Junges Deutschland,
 
politisch oppositionelle literarische Bewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die ihren Höhepunkt zwischen der Julirevolution 1830 und dem Verbot ihrer Schriften (wegen angeblich staatsgefährdender und antichristlichen Tendenzen) auf Beschluss der Bundesversammlung des Deutschen Bundes 1835 erlebte. (Vormärz)
 
Die Jungdeutschen wollten die Literatur aus einer wirklichkeitsabgewandten, ästhetisch-idealistische Daseinsform herausführen und zu einem wirksamen Organ des gesellschaftlichen Lebens und Fortschritts machen, das v. a. der dringlich gebotenen ethischen, politischen und sozialen Erneuerung dienen sollte. Dieser insbesondere auch auf Massenwirkung angewiesenen Intention entsprach die entschlossene Wendung hin zu journalistisch geprägter Prosa, einem polemisch-witzigen, feulletonistischen Stil, der als Mittel in der aktuellen Auseinandersetzung dienen sollte, so im Kampf gegen Konvention, Feudalismus, Orthodoxie, Absolutismus, für die Meinungsfreiheit, für die Emanzipation des Individuums, der Frau, der Juden, für Verfassung, Demokratie und eine weltbürgerlich orientierte Kultur- und Literaturanschauung. Dennoch blieb dem Jungen Deutschland ein zwiespältiges Verhältnis zur Vergangenheit und zu den etablierten literarischen Formen; hiervon zeugt das Fortwirken der Romantik trotz des nach außen hin gegen sie geführten Kampfes und ebenso die Auseinandersetzung mit der Weimarer Klassik, v. a. mit dem gleichermaßen verehrten wie angefeindeten »Zeitablehnungsgenie« Goethe. Hauptvertreter des Jungen Deutschland waren H. Heine, K. Gutzkow, G. Kühne, L. Börne, H. Laube, T. Mundt und L. Wienbarg, wobei die »Aesthetischen Feldzüge« (1834) des Letzteren entscheidend zur Bekanntheit des Namens Junges Deutschland beitrugen. Diese Bezeichnung war in Analogie zu den politisch-revolutionären Organisationen Giovine Italia und Junges Europa gewählt worden. Das Junge Deutschland war keine geschlossene Gruppe oder Schule, sondern ein sehr heterogenes Gebilde, zu dem im weiteren Sinn auch E. Willkomm, A. von Ungern-Sternberg, H. Marggraf, J. Scherr, G. Herwegh, A. Grün und (nach 1844) auch F. Freiligrath zu rechnen sind.
 
Literatur:
 
G. Lukács: Das Ende der Kunstperiode, in: G. Lukács: Fortschritt u. Reaktion in der dt. Lit. (Berlin-Ost 21950);
 H. Koopmann: Das J. D. Analyse seines Selbstverständnisses (1970);
 
Polit. Avantgarde: 1830-1840. Eine Dokumentation zum J. D., hg. v. H. Koopmann: , 2 Bde. (1972);
 C. Richter: Leiden an der Gesellschaft. Vom literar. Liberalismus zum polit. Realismus (1978);
 W. Wülfing: J. D. Texte, Kontexte, Abb., Komm. (1978);
 
Das J. D. Texte u. Dokumente, hg. v. J. Hermand (Neuausg. 1979);
 M. Schneider: Die kranke schöne Seele der Revolution. Heine, Börne, das »J. D.«, Marx u. Engels (1980);
 H. Steinecke: Literaturkritik des J. D. (1982);
 H. Brandes: Die Zeitschriften des J. D. (1991);
 H. Koopmann: Das J. D. Eine Einf. (1993).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Restaurationsepoche: Biedermeier, Junges Deutschland, Vormärz
 

Universal-Lexikon. 2012.