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Jugendherbergen
Jugendherbergen,
 
Freizeit- und Übernachtungsstätten für Jugendliche (bis zum 27. Lebensjahr einschließlich »Junioren«), die auch für »Senioren« (ab 27) und Familien zugänglich sind. Voraussetzung für die Benutzung ist die persönliche oder korporative Mitgliedschaft (z. B. als Jugendorganisation, Schule) in einem der Landesverbände im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) oder einem anderen der der International Youth Hostel Federation (IYHF) angeschlossenen nationalen Jugendherbergsverbände. Jugendherbergen stehen zur Übernachtung für junge Reisende, als Schulungs-, Bildungs- und Tagungsstätten und für Maßnahmen der Jugenderholung im Rahmen der Jugendhilfe und der vorbeugenden Gesundheitspflege, zur Förderung des Familienwanderns mit Kindern sowie für das Schulwandern und Schullandheimaufenthalte zur Verfügung. Das DJH organisiert ebenso wie ausländische Jugendherbergsverbände Wanderungen, Kurse aller Art, internationale Begegnungen u. a. (z. B. Reisen).
 
Die Jugendherbergen sind eine ursprünglich deutsche Einrichtung. Bereits in den 1880er-Jahren entstanden im Riesengebirge »Studenten- und Schülerherbergen«; die erste gründete der Fabrikant Guido Rotter (* 1860, ✝ 1940) in Hohenelbe. Einen neuen Ansatz stellte die 1909 von dem Lehrer Richard Schirrmann (* 1874, ✝ 1961) und dem Fabrikanten Wilhelm Münker (* 1874, ✝ 1969) entwickelte Idee dar, auch Volksschülern ein preiswertes Quartier zu bieten. Zunächst wurden während der Ferien leer stehende Schulen genutzt. 1909 begründete Schirrmann in der Burg Altena das Jugendherbergswerk, dem folgte die Gründung einer weiteren Jugendherberge in Lüdenscheid durch den Oberschullehrer Elias Hugo (genannt Burckhart) Schomburg (* 1880, ✝ 1976). Der Verband wurde 1910 gegründet. International entstanden Jugendherbergen seit 1925; 1932 wurde in Amsterdam die IYHF gegründet, 1987 die heutige Union der Jugendherbergsverbände in der EU (EUFED). - In der Bundesrepublik Deutschland wurden die Jugendherbergen getragen von den Landesverbänden - zum Teil zu Großherbergen ausgebaut und ihre Anzahl erhöht. 1990 traten fünf Landesverbände in den neuen Ländern mit insgesamt 130 Jugendherbergen dem DJH bei. Die Anzahl der Übernachtungen ist in den letzten Jahren stabil, das DJH geht für die nächsten Jahre von rd. 10 Mio. Übernachtungen pro Jahr aus. Das Netz an Jugendherbergen soll möglichst aufrechterhalten werden, und bei grundsätzlicher Wahrung des Charakters der Jugendherberge als jugendgemäßer Erfahrungsraum soll die Profilierung einzelner Jugendherbergen mit speziellen Angeboten vorangetrieben werden. Der erzieherische Auftrag wird heute, ausgehend von den Traditionen des Wanderns in Natur und Heimat, auch in der Ausbildung eines Umweltbewusstseins gesehen; die internationale Begegnung spielt besonders seit der Nachkriegszeit eine wichtige Rolle. - Jugendherbergen haben Schlafräume mit in der Regel 4-8 Betten, Wasch- und Duschräume, Tagesräume, Küche und Wirtschaftsräume (für Vollverpflegung), zum Teil Hobbyräume, Spiel- und Sportplätze u. a. Freizeitanlagen (z. B. Grillplätze), zum Teil auch Serviceeinrichtungen (z. B. Waschmaschinen, Teeküchen); sie sind in verschiedenen Kategorien (I-VI) eingeteilt.
 
Österreich:
 
Von dem Österreichen Jugendherbergsverband (ÖJHV) und dem Österreichen Jugendherbergswerk (ÖJHW), die im Österreichen Jugendherbergsring (ÖJHR) zusammengeschlossen sind, werden die Jugendherbergen betreut. Die Förderung erfolgt aus Mitteln des Österreichen Bundesjugendplanes. Die Benutzung der österreichischen Jugendherbergen ist an keine Altersbegrenzung gebunden.
 
Schweiz:
 
Jugendherbergen bestehen seit 1924; der Verein Schweizer Jugendherbergen betreut die Jugendherbergen, die allen Altersgruppen offen stehen; Jugendliche bis 25 Jahre haben Vorrang.

Universal-Lexikon. 2012.