Akademik

Torsion
Verdrehung; Verwindung

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Tor|si|on 〈f. 20
1. 〈Tech.〉 Drehung eines eingespannten Stabes um seine Längsachse; Sy Verdrillung
2. 〈Med.〉 Drillung, Verwindung, Drehung eines Organs
[<spätlat. torsio „Drehung“; zu torquere „drehen“]

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Tor|si|on, die; -, -en [zu spätlat. torsum, Nebenf. des lat. 2. Part. tortum, Tortur]:
1. (Physik, Technik) schraubenförmige Verdrehung lang gestreckter elastischer Körper durch entgegengesetzt gerichtete Drehmomente.
2. (Math.) Verdrehung einer Raumkurve.
3. (Med.) Drehung eines Organs.

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Torsion
 
[zu spätlateinisch torsum, lateinisch tortum von torquere »drehen«] die, -/-en,  
 1) Archäologie: in verschiedenen frühen Kulturen zu beobachtendes Gestaltungsprinzip, bei dem ein Element an einem Punkt schraubenförmig gedreht wird und sich ein Richtungswechsel ergibt. Zuerst als Dekorationsprinzip keramischer Gefäße u. a. im Donau-Balkan-Raum, auf Kreta (minoische Kultur) und im westlichen Vorderasien nachgewiesen.
 
 2) Mathematik: die Windung τ (s) = |b' (s)| einer Kurve, die in der Frénet-Formel b' (s) = —τ (s) n (s) als Proportionalitätsfaktor auftritt und angibt, wie stark und in welchem Sinne sich die Kurve in der Umgebung des Punktes r (s) aus der durch den Tangenten- und Hauptnormalenvektor n (s) gebildeten Schmiegebene herauswindet.
 
 3) Mechanik: Drillung, Verdrehung, Verdrillung, Verwindung, Beanspruchung eines Bauteils, z. B. einer Welle, durch zwei gleich große, aber entgegengesetzt gerichtete, in endlichen Abstand voneinander angreifende Drehmomente, eine besondere Form der Scherung. Ein einfaches Beispiel ist ein an einem Ende eingespannter kreisrunder Stab oder Draht (Radius r, Länge l ), an dessen freiem Ende ein in Richtung Stabachse weisendes Drehmoment (Torsionsmoment) M angreift. Dadurch werden die Querschnittsflächen des Stabs oder Drahts um einen um so größeren Winkel verdreht, je weiter sie vom festen Ende entfernt sind, und seine Volumenelemente erfahren bei einer Drehung des freien Endes um den Winkel ϕ eine Scherung um den Winkel α = ϕ r / l. Innerhalb der Gültigkeitsgrenzen des hookeschen Gesetzes ruft die Torsion ein dem tordierenden Drehmoment M gleiches, aber entgegengerichtetes Rückstellmoment Dr hervor, unter dessen Wirkung ein tordierter (verdrillter) und dann losgelassener Draht (Stab) Drehschwingungen (Torsionsschwingungen) ausführen kann. Deren Schwingungsdauer ist T = 2π, wenn J das Trägheitsmoment eines Körpers ist, der am freien Ende eines am andern Ende fest eingespannten Drahts befestigt ist.
 
 4) Medizin: Drehung eines Organs (meist um die Längsachse) bei abnormer Beweglichkeit, z. B. Hodentorsion (Hoden).
 

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Tor|si|on, die; -, -en [zu spätlat. torsum, Nebenf. des lat. 2. Part. tortum, ↑Tortur]: 1. (Physik, Technik) schraubenförmige Verdrehung lang gestreckter elastischer Körper durch entgegengesetzt gerichtete Drehmomente; Verdrillung. 2. (Math.) Verdrehung einer Raumkurve. 3. (Med.) Drehung eines Organs.

Universal-Lexikon. 2012.