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Hiroshima
Hiroshima
 
[-ʃ-], Hiroschima [auch hi'ro(:)-], Hafenstadt und Hauptstadt der Präfektur Hiroshima, im Westen der japanischen Hauptinsel Honshū, an der Inlandsee, 1,1 Mio. Einwohner; Sitz eines katholischen Bischofs; Universität, Musikhochschule u. a. Hoch- und Fachschulen, meteorologisches Observatorium; Museen. Nach dem Atombombenabwurf von 1945 und dem Wiederaufbau entwickelte sich Hiroshima zu einem wichtigen Industriestandort: Schiff-, Maschinenbau u. a. Metallverarbeitung, Auto-, chemische (u. a. Herstellung von Synthesekautschuk), Schuh-, Textil-, Möbel-, Papier- und Nahrungsmittelindustrie; Export- und Fischereihafen, Flughafen.
 
Stadtbild:
 
Eines der wenigen größeren Gebäude, die durch die Atombombe nicht zerstört wurden, ist das Rathaus, ein Betonbau von 1928. Wieder aufgebaut wurden der Wehrturm der ehemaligen Burg (16. Jahrhundert) und ein Landschaftsgarten aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts Kenzō Tange schuf 1949-56 das »Friedenszentrum«; Murano & Mori errichteten 1953 die »Friedenskathedrale«. Der »Atombombendom«, die Ruine der Industrie- und Handelskammer, wurde als Mahnmal 1996 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Zu den modernen Bauwerken gehört das Museum für zeitgenössische Kunst von Kurokawa Kishō (1988). - Westlich von Hiroshima in der Inlandsee liegt das Inselheiligtum Miyajima.
 
Geschichte:
 
Die Stadt entwickelte sich um eine Ende des 16. Jahrhunderts errichtete Burg und wurde besonders unter der Familie Asano ausgebaut, die bis zur Meijireform hier herrschte. Der Ausbau des Hafens (1889) und der Anschluss an die 1894 fertig gestellte Eisenbahnlinie zwischen Kōbe und Shimonoseki führten zu einem weiteren Aufschwung Hiroshimas, das während des Chinesisch-Japischen Krieges (1894/95) kaiserliches Hauptquartier war, in der Folgezeit zu einem militärischen Zentrum wurde und bis zum Zweiten Weltkrieg zur siebtgrößten Stadt Japans aufstieg.
 
Der Abwurf einer US-amerikanischen Atombombe (»Little Boy« genannter Uransprengsatz) auf das bis dahin von Bombardierungen verschont gebliebene Hiroshima am 6. 8. 1945 (815 Uhr Ortszeit) war der erste Kernwaffeneinsatz, der zwischen 90 000 und 200 000 Todesopfer forderte (je nach dem Zeitpunkt, den man zwischen unmittelbaren und mittelbaren Folgen setzt) und 80 % der Stadt zerstörte; viele Menschen starben an den Spätfolgen oder leiden noch heute an ihnen (so genannte »hibakusha», japanische Bezeichnung für Atombombenopfer). Der von H. S. Truman befohlene Atombombenabwurf auf Hiroshima, dem am 9. 8. 1945 ein weiterer auf Nagasaki folgte, wurde offiziell begründet mit dem Ziel, endgültig den Widerstandswillen der japanischen Führung und ihrer Streitkräfte mit einem Luftangriff zu brechen, der eine Schockwirkung durch den hohen Verlust von Menschenleben hervorrufen sollte. Die hinsichtlich ihrer militärischen Notwendigkeit für die Kapitulation Japans umstrittenen Bombenabwürfe wurden von der Forschung (neuerdings auch zum Teil von der amerikanischen) nicht zuletzt als eine politische Entscheidung der damaligen US-Regierung angesehen, um militärische Stärke zu demonstrieren (Besitz einer neuen Waffe mit bis dahin unerreichter Vernichtungskraft) und um die Position der amerikanischen Diplomatie gegenüber der Sowjetunion, insbesondere bei den Verhandlungen über den Fernen Osten und Nachkriegseuropa, zu stärken.
 
1949 begann der Wiederaufbau der Stadt.
 
Literatur:
 
Leben nach der Atombombe. H. u. Nagasaki 1945-1985, hg. vom Komitee zur Dokumentation der Schäden der Atombombenabwürfe von H. u. Nagasaki (1988);
 G. Thomas u. M. M. Witts: Tod über H. Die Bombe, die die Welt veränderte (a. d. Amerikan., Neuausg. 1995);
 G. Alperovitz: H. Die Entscheidung für den Abwurf der Bombe (a. d. Amerikan., 1995).
 

Universal-Lexikon. 2012.