Akademik

Giolitti
Giolitti
 
[dʒo'litti], Giovanni, italienischer Politiker, * Mondovì 27. 10. 1842, ✝ Cavour (Provinz Turin) 17. 7. 1928; seit 1882 liberaler Abgeordneter, 1889/90 Schatzminister, 1892/93 Ministerpräsident, 1901-03 Innenminister und 1903 bis 1905, 1906-09 und 1911-14 erneut Ministerpräsident (»Giolitti-Ära«). Giolitti förderte die Sozial- und Arbeitsgesetzgebung, verstaatlichte die Eisenbahnen (1905), schuf ein Staatsmonopol für Lebensversicherungen (1912) und führte ein nahezu allgemeines Wahlrecht für Männer ein (1912). 1914/15 war er als Führer der Neutralisten Gegner eines italienischen Kriegseintritts. 1920/21 zum fünften Mal Ministerpräsident, zwang er G. D'Annunzio zur Räumung von Fiume (Rijeka) und vermied 1920 eine gewaltsame Zuspitzung der Arbeitskämpfe. Gegen die das liberale System sprengenden katholischen und sozialistischen Massenparteien suchte er das Bündnis mit dem aufsteigenden Faschismus; später missbilligte er in der Kammer die Ausnahmegesetze von 1926 und die Wahlreform von 1928. - Verfasser von Memoiren (»Memorie della mia vita«, 2 Bände, 1922; deutsch »Denkwürdigkeiten meines Lebens«).
 
Literatur:
 
G. Carocci: G. e l'età giolittiana (Turin 41965);
 E. R. Rosen: G. G. Der Staatsmann u. seine Epoche, in: Quellen u. Forsch. aus ital. Archiven u. Bibliotheken, Bd. 48 (1968);
 N. Valeri: G. G. (Neuausg. Turin 1978).

Universal-Lexikon. 2012.